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Kapitel 

Edda Erster Band Heldendichtung


Übertragen von Felix Genzmer /Mit Einleitungen und Anmerkungen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


21. Die Dichtung von Helgi Hjörwardssohn

Den Namen und die walkürische Geliebte hat diese jüngere Dichtungsgestalt mit der vorigen gemein; im übrigen sind es anz andere Schicksale.

Mannigfache Klänge werden angeschlagen. Das Stück A, eine Brautwerbung mit folgender Großvaterrache (!), erinnert durch sein buntes Vielerlei, seinen märchenhaften Ton, insbesondere den beratenden Vogel, an altdeutsche Spielmannsromane. Die Strophen sind hier nicht Reste eines zusammenhängenden Liedes, sondern als Zierstücke einer Saga entstanden. Der Eddasammler, dem es nur auf die Verse ankam, hat von dieser Saga leider nur einen unzulänglichen Auszug gegeben.

In B haben wir eine urkräftige Scheltzene zwischen menschlichen Helden und einem Trollenweib; eine unheroische, wohl auch dem heimischen Märchen entstammende Gattung, die die Isländer bis zum Erlöschen der Eddakunst gepflegt haben. Mit C setzt eine neue Handlung ein. Es scheint auf einen tragischen Bruderzwist loszusteuern, aber mit einer leichten Wendung gleitet es hinüber zu einer wehmütigen Sterbe- und Abschiedsszene. Man glaubt hier eine Ritterballade in stabenden versen vor sich zu haben. Es fehlte nur noch, daß Swawa nach ihrer letzten Rede gebrochenen Herzens auf den Geliebten niedersänke und der Dichter über zwei, wenn nicht gar drei Leichen den vorhang fallen ließe! Aber eben dieser männlichere Geist zeigt den älteren Stil an; wir sind noch diesseits der Schwelle des Spätmittelalters.

Diese ganze Dichtung von Helgi Hjörwardssohn erscheint wie ein Versuch, neue, beliebte Kunstarten mit den wohlausgebildeten, alternden Formen der Eddadichtung zu behandeln. Die Strophen von C nähern sich schon der flachen Auswalzung der Worte über die Zeilen, wie wir sie in Nr. 18 und 28 ff. antreten.


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