Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Edda Erster Band Heldendichtung


Übertragen von Felix Genzmer /Mit Einleitungen und Anmerkungen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912

C. Das alte Wölsungenlied

Ein König namens Granmar hatte zwei Söhne, Hödbrodd und Gudmund. Dem Hödbrodd verlobte König Högni seine Tochter Sigrun. Als sie es erfuhr, ritt sie davon und suchte Helgi auf.



***
13
Den frohen Fürsten
Fand da Sigrun,
Sie hielt Helgis
Hand in der ihren;
Sie küßte und grüßte
Den König im Helm:
Liebe zum Weib
Erwachte ihm da.


***
14
Nicht hehlte ihr Herz
Högnis Tochter:
Sie sagte, Helgi
Müsse hold ihr sein ;
Eh sie Sigmunds Sohn
Noch gesehn habe,
Habe sie ihn schon
Einzig geliebt.


***
15 Sigrun:
"Hödbrodd ward ich
vorm Heer verlobt;
Doch andern Helden
Mein Herz wünschte.
Nun fürcht ich, Fürst,
Des vaters Zorn:
Seinem Wunsche ich
Zuwider tat."


***
16 Helgi:
"Nicht kümmre dich
Des Königs Zorn,
Noch feindlicher Sinn
Der Sippe dein !
Mit mir sollst du,
Maid, nun leben;
Deine Sippe, Edle;
Sorgt mich wenig."

Helgi sammelte eine große Flotte und fuhr gegen die Granmarssöhne. Hödbrodd und Gudmund saßen spähend auf einem Felsen am Hafen; Gudrun rief die Ankömmlinge an:



***
17
"Wer ist der Fürst,
Der die Flotte lenkt
Und golden am Steven
Die Streitflagge führt?
Nicht Frieden birgt
Der Bug der Schiffe:
Walröte weht
Um die Wikinge."



Thule-Bd.01-147 Edda Heldendichtung Flip arpa



***
18 Sinfjötli:
"Hier kann Hödbrodd
Helgi finden,
Den Feind der Flucht,
In der Flotte Mittel
Er hat das Eigen
Eurer Sippe,
Der Fjörsungen Erbe,
Alles erkämpft."


***
19 Gudmund:
"Zuvor werden
Am Wolfssteine
Schwertesschneiden
Den Schiedsspruch tun!
Nun gilts, Hödbrodd,
Grimmig zu rächen,
Daß das kürzre Los
Wir lange zogen!"


***
20 Sinfjötli:
"Du kannst, Gudmund,
Geißen hüten;
In Klamm und Klüften
Klettre umher!
Halt in der Hand
Den Haselstock!
Das scheint mir sanfter
Als des Schwertes Spruch


***
21 Helgi
"Du, Sinfiötli,
Solltest lieber
Zum Kampf eilen,
Dem Aar zur Lust,
Als Zankworte
Zwecklos wechseln,
Ob auch heißer Haß
Die Helden entzweit


***
22
Nicht gelten gut mir
Granmars Söhne;
Doch falscher Vorwurf
Ziemt Fürsten nicht:
Sie ließen merken
Zu Moïnsheim,
Daß Klingen zu kreuzen
Kühn sie wagen."

Zu den Granmarssöhnen stieß Högni, der Vater der Sigrun, mit seinen Söhnen Bragi und Dag. Die Heere schlugen sich in einer großen Schlacht, Darin fielen alle Fürsten auf Hödbrodds Seite, nur Dag, Högnis Sohn, wurde begnadigt und schwur Helgi Treueide.

Sigrun kam auf die Walstatt und fand den Hödbrodd im Sterben; da sprach sie:



Thule-Bd.01-148 Edda Heldendichtung Flip arpa



***
23
"Nicht soll dir Sigrun
von Sewaberg,
König Hödbrodd,
Am Herzen ruhn!
Das Leben entweicht —
Zu den Leichen schleicht
Der Riesin Grauroß —
Granmars Söhnen."


***
24 Helgi
Nicht Glück nur ward dir,
Germaid, zuteil;
Not auch brachte
Der Nornen Walten:
Am Wolfssteine
Wurden gefällt
Bragi und Högni:
Ihr Blut vergoß ich.


***
25
Es liegen am Boden,
Des Lebens beraubt,
Die meisten Degen
Deines Geschlechts.
Du konntests nicht wenden:
Dir ward beschieden,
Streit zu stiften
Unter starken Helden."


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt