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Felix Niedner Islands Kultur zur Wikingerzeit


Mit 24 Ansichten und 2 Karten

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


1. Die Insel Island

Von den nordischen Ländern germanischer Zunge trat Island am spätesten in den Kreis unserer Vorstellung. Dänemark liegt Deutschland benachbart. Seine Kultur steht uns seit langem nahe. Kopenhagen, der Schauplatz von Holbergs und Thorwaldsens künstlerischem Schaffen, findet uns dort geistig heimisch. Auch die skandinavische Halbinsel wurde uns im letzten Menschenalter durch leichte und schöne Reiseverbindungen ausgiebiger erschlossen. Wir kennen und begreifen nun aus eigener Anschauung Schweden, Bellmans und Tegnérs Vaterland, und Norwegen, die Heimat Björnsons und Ibsens. Beide Länder stehen vor uns in ihrer starken Eigenart. Selbst Finnland, das ja einst von der Großmacht Schweden seine germanische Kultur empfing, würdigen wir täglich mehr in seiner nordischen Sonderstellung.

Nach dem ersten Kulturlande des Nordens in alter Zeit, der Insel Island, ist erst jetzt der Verkehr aus Deutschland etwas reger geworden. Und doch ist Island eine eigen ehrwürdige Stätte. Denn hier lebt, seit einem Jahrtausend vom alten Mutterlande Norwegen abgezweigt, ein nordgermanischer Stamm von höchst charakteristischem Gepräge.

Wenige haben davon in Deutschland einen klaren Begriff. Nur besondere Liebhaber besuchten bisher die Insel, die seit fünfhundert Jahren politisch, nicht ihrem Volkstum nach, zu Dänemark gehört. Allein Forscher auf naturwissenschaftlichem oder kulturhistorischem Gebiet haben bei uns die Eigenart von Islands Natur und Bevölkerung eingehender studiert und umfassender gewertet.

Daß Island im allgemeinen Deutschland so fern blieb, erklärt sich durch seine abgeschlossene Lage. Die dürftigen Schiffsverbindungen, fast nur mit Dänemark, ließen es beinahe wie ein erotisches Land erscheinen. Gehört es doch geographisch fast schon nach Amerika. Mancher in Deutschland denkt wohl bei dem Namen Island, der so eisig klingt, eher an Grönland oder Kanada als an eine zivilisierte europäische Gegend.

In unserm Reiseverkehr nach dem Norden steht Island noch



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beute an letzter Stelle. Drei Tage braucht einer der großen Hamburger oder Bremer Dampfer bis zur Hauptstadt Reykjavik . Man besucht die Insel indes meist nur auf einer erweiterten nordischen Hochsommerreise. Mit Spitzbergen, dem nördlichsten Ziel einer solchen, beginnt für uns im Eismeer die Vorstellung kulturloser Ode. Nicht viel anders, wenn auch mit weniger Recht, denken wir uns, nordwestlich von den Shetlandsinseln, im Atlantischen Ozean die unwirtlichen Färöer. Wie weit jenseits folgt dann erst Island!

Weit überseeisch dachte man sich auch Islands mythologisches Spiegelbild im Nibelungenliede: den Isenstein. Dort thronte der Sage nach die spröde Jungfrau Brünhild, den von Süden kommenden deutschen Helden kaum erreichbar. So unnahbar steht unserer Phantasie im allgemeinen noch heute Islands Land und Volk gegenüber. Das Mittelalter hindurch galt Island als die rätselhafte Thule im Eismeer. Wunder hatte von ihr schon zu Alexander des Großen Zeiten der griechische Seefahrer Pytheas von Marseille zu berichten gewußt. Noch heute, im grellen Tageslichte des Weltverkehrs, ist dieser geheimnisvolle Schleier über den äußersten Vorposten Europas im Ozean gebreitet.

Vorüber sind freilich die Zeiten, wo von den Isländern in Reiseberichten als verkümmerten Höhlenbewohnern gefabelt werden konnte. Niemand vermutet dort heute mehr eine Eskimokultur, wie sie in früheren Jahrhunderten Unverstand oder Böswilligkeit der Insel andichteten. Das hindern schon anziehende Reiseskizzen und gediegene Werke über Island, aus denen doch dieses oder jenes in unsere Tagesliteratur oder in unser Alltagsgespräch hindurchsickert. Immerhin ist, was der Gebildete von Island weiß, wenig. Man kennt im allgemeinen wohl kaum mehr als die Namen Reykjavik, Hekla und Geysir.

Vielleicht wundert sich bei uns mancher im stillen, daß es auf Island überhaupt eine Hauptstadt gibt. Wie viel weniger barbarisch als Reykjavik klänge schon die deutsche Form des Namens "Rauchbucht" auf unsern Karten. Sie malte uns die Lage der Stadt an der Südwestküste deo vulkanischen fjord



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Lavaformen im Ödadahraun (Missetatenwüste). Im Hintergrund die Ketildyngsa



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reichen Landes. Wir verfolgen mit Spannung jeden neuen Kraterausbruch von Vesuv oder Ätna, der uns aus Italien gemeldet wird. Wer bei uns würde sich mit einer Eruption des mächtigsten Eisvulkans Islands, der Hekla, dauernder in seiner Phantasie beschäftigen: Man hört so viel von dem Wunder der Vereinigten Staaten im Westen von Nordamerika , dem meilenweiten Yellowstone-Naturpark. Aus häufigen Abbildungen stehen seine heißen Springquellen unserer Anschauung näher als die Gegend Islands, wo der Große Geysir und seine zahlreichen kleineren Brüder springen.

Für populäre Auffassung stellt Island noch heute kaum mehr vor als eine kuriose Provinz von Dänemark. Wir finden es natürlich, daß Norwegen sich kürzlich selbständig machte. Denn wir lernten sein dem schwedischen entgegengesetztes Staatsgebilde allmählich kennen. Wir verstehen Finnlands Kampf um seine nationale Unabhängigkeit. Bekamen wir doch für seine dem russischen Wesen widerstrebende Kultur in letzter Zeit mehr Interesse. Die Wünsche Islands aber, sich von dem Königreich Dänemark verfassungsrechtlich zu emanzipieren, stoßen kaum irgendwo bei uns auf Verständnis. Wir wissen doch so wenig von der Insel. Wir haben nie einen Isländer gesehen. Gleichwohl führt schon das Wenige, was wir gelegentlich in Deutschland von Island hören, zu einer lebendigeren greifbareren Anschauung.

Man liest bei uns Pierre Loti. Aus den Islandfischern des französischen Romandichters leuchtet uns der sauber des isländischen Meeres in romantischer Pracht entgegen. In diesen Naturrahmen hat er wirksam die Nöte und Gefahren eingezeichnet, die seine Landsleute aus der Bretagne dort bei mühsamer Fischerei zu bestehen haben. Diese fremde Fischerflotille sagt uns so viel. Wir ahnen die Kämpfe und Mühen, die das isländische Volk jahrhundertelang mit dem fischespendenden Element an seiner Küste zu überwinden hatte. Mehr aber noch den harten Erwerbswettstreit mit den Ausländern die ihm diese einzige Ouelle der Wohlhabenheit von jeher streitig machten,

?luch bei uns erregten die kühnen Fahrten Frithjof Nansens



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großes Aufsehen. Nächst dem tüchtigen Forscher galt unsere Bewundrung der zähen Naturkraft in ihm, die vor keinem Ziel zurückschreckte, das seine Abenteuerlust sich einmal gesteckt hatte. Diese moderne Wikingergestalt lenkt den Blick zurück auf die auserlesene Schar norwegischer Vorfahren, die einst Island besiedelte. Wir erinnern uns, daß Isländer schon fünfhundert Jahre vor Kolumbus Amerika entdeckten. Grönland und Kanada erhielten damals isländische Kolonien. Gefürchtete Krieger waren jene ersten Eroberer, die auf stolzen Drachenschiffen das Meer durchkreuzten.

Richard Wagners Ring des Nibelungen hat sich die Welt erobert. Wir haben hier germanischen Sagenstoff, aber nicht in dem uns aus Hebbels Nibelungen geläufigen südgermanischen Gewande unseres deutschen Nationalepos. Man weiß, daß Wagners großen Musikstück die Edda voraussetzt. Die alten Göttermärchen und Heldensagen, an die man bei diesem ehrwürdig klingenden Namen denkt, sind auf Jsland entstanden der doch dort der Nachwelt bewahrt.

Wie wäre dies möglich gewesen, wenn jenes Volk barte- körperlicher Arbeit und weitreichender kriegerischer Kolonisation nicht auch in geistiger Kultur seinen Mann stand:

Das Bild der geheimnisvollen Thule leuchtet klarer und glänzender, je mehr man sich der älteren Zeit nähert.

Als Otto der Große in Deutschland herrschte, blühte auf Island ein heldenreicher Freistaat. Sein kriegerisches Bauernvolk stand noch ganz auf dem Boden altgermanischer Kultur. Zur seit der staufischen Raiser, gegen Ende dieser Republik, war der Höhepunkt der altisländischen Literatur. Damals wurden die Geschichten und Lieder des isländischen Heldenzeitalters für die Nachwelt aufgezeichnet.

Diese historische und literarische Vergangenheit läßt es begreiflich erscheinen, daß der heutige Isländer noch so stark auf sein Volkstum pocht. Sie machte aber auch Island für alle seiten zum heiligen Boden für alle Völker gemanischer ?Abstammung Der wanderlustige Deutsche darf beim Besuch der Insel gewiß sein, dort auch heute noch einen Hauch seiner eignen Vorväterzeit zu verspüren.



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In Reykjavik landeten vor tausend Jahren die ersten Ansiedler auf Island. Seit dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts wurde der in alter Zeit wenig bedeutsame Platz Hauptstadt. So bildet er auch jetzt wieder die Eingangspforte für den Besuch der Insel.

Ein Achtel der Bevölkerung stellt die Stadt mit ihren mehr als 10000 Bewohne dar. Doch könnten auf der Insel statt 80 000 bequem 800 000 Einwohner in wirtschaftlichem Wohlstand leben. Der Größe nach umfaßt Island ein Areal ungefähr wie Süddeutschland rechts des Rheines oder die preußischen Provinzen Brandenburg, Sachsen und Hannover. Für dies Gebiet ist Rerkjavik natürlicher Bildungsmittelpunkt wie im großen etwa Kopenhagen für die drei nordischen Königreiche. Von der Hauptstadt Dänemarks empfängt die isländische den modernen Kulturfirnis. Die volkstümliche Ursprünglichkeit hebt dieser nirgends auf.

Die Vorzüge der isländischen Landschaft treten dem Fremden gleich hier in großer Vollkommenheit entgegen. Von der prachtvollen Lage der Stadt gibt etwa das Bild der alten Hansestadt Bergen in Norwegen eine Vorstellung. Die Reede Reykjaviks, eine der schönsten Europas, zeigt im Schiffsverkehr den blühenden Handel mit dem Fischreichtum der Insel. Wikingerhafte Gestalten unter den Männern, die an Holland erinnernde Tracht der Frauen erfreuen das Auge. Auf das Innenland weisen die schmucken Holzhäuser mit üppigen Grasgarten und zur Reise aufgezäumte Trupps malerischer Inselpferde. Hohe eisbedeckte Berge winken aus der Ferne herüber, und die heißen Quellen der Umgegend beschäftigen betriebsame Wäscherinnen. Natur und Kunst arbeiten sich hier in die Hand. In der Stadt selbst ragt die Domkirche, und, vom Basalt der Insel gefügt, das stolze Parlamentsgebäude.

Das freundliche Städtebild Reykjaviks wiederholt sich im kleinen an den übrigen Hafenplätzen der Küste. Denn hier, wo der Fremde leichter hinkommt, nicht in dem schwer zugänglichen Innern, spielt sich ab, was uns an gewohnten europäischen Verkehr erinnert. Oft, taucht in den malerischen Küstenstädtchen ein inmitten aller Anspruchslosigkeit überraschender Kom



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fort auf. Ihn erwartet man nicht in einem Lande, das, dem Polarkreis nahe, schon arktischen Charakter tragen sollte.

Eine Umfahrt der Insel, durch regelmäßigen Verkehr der Küstendampfer leicht bewerkstelligt, gestattet in den wechselvollen Charakter der Küstenlandschaft einen guten Einblick. Oft gibt sie auch schon ein Vorgefühl von der großartigen Ode und Wildheit des Innenlandes.

Sandig und hafenarm ist die Südküste. Im Hintergrunde erheben sich die Stätten der furchtbarsten Naturgewalten, die Island sein Eigen nennt. Hier im Süden ragt der gewaltigste der vielen öden Gletscher, der eine Fläche wie das Großherzogtum Hessen bedeckt. Von den zahlreichen Bächen und Strömen, die ihm nach allen Seiten entquellen, trägt erden bezeichnenden Namen Vatnajökull, d. b. "Wasserferner" . Hier haben oft Vulkane mit ihren Ausbrüchen die Insel heimgesucht. Noch Ende vorigen Jahrhunderts wütete im Süden ein furchtbares Erdbeben . Hier ward das von plötzlichen Orkanen gepeitschte Meer von jeher der Schiffahrt gefährlich. Und doch war in alter Zeit auch das Südland der Insel der Schauplatz reichen und blühenden Volkslebens. Dort entstand Islands gelesenstes Buch, die Geschichte vom weisen Njal.

Anheimelnder als die unwirtliche Südküste wirkt der Osten. Zwar teilt er mit jener das Mißgeschick, daß eine polare Gegenströmung am Lande die wohltätige Wirkung des Golfstroms abschwächt. Dafür bringen aber die warmen Winde vom Atlantischen Ozean ein milderes Klima. Der Landschaftscharakter erinnert an die hier Island zunächst liegende norwegische Küste. Der Name des Hauptortes Seydisfiördur bedeutet etwa"Fischbucht" . Tief in einen Fjord eingebettet liegt die 1000 Bewohner zählende Stadt mit ihren weißen Holzhäusern malerisch an mächtiger Gebirgswand. Buntes Leben und Treiben herrscht hier. Dorschfang und Dorschhandel haben in der Stadt einen Mittelpunkt. Bis zu 1000 Metern steigen die Basaltberge, die meist jäh in die schmalen Fjorde des Ostlands abstürzen. Wo diese allmählich in breitere Buchten übergehen, kündigt sich schon der Charakter der Nordküste an.

In ihrem östlichen Teil überragt diese den Polarkreis, um sich



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Die Westmännerinseln, Südisland



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ihm dann aber erst an ihrem westlichen Ende im Kap Horn wieder zu nähern. Die lange Einsattlung dazwischen bleibt durchschnittlich einen Grad tiefer. Große Buchten und Fjorde steigen weit ins Land hinab. Von vulkanischen Schrecken blieb diese Gegend Islands am meisten verschont. Dafür setzt hier aber der Golfstrom ganz aus, und von Grönland her droht das furchtbare Polareis. Dies hält oft vier Monate lang und länger die ganze Küste in arktischem Bann.

Auch der Norden hat aber noch teil an Islands ungewöhnlich mildem Seeklima. In Reykjavik ist die Mitteltemperatur des kältesten Monats 3 Grad Kälte, die des wärmsten 12 Grad Wärme. In der Hauptstadt des Nordlandes bleibt die Durchschnittstemperatur nur etwa um 4 Grad hinter dem übrigen Island zurück. Hier haben zugereiste Ausländer größere Rührigkeit in die Bevölkerung gebracht. Waar pflegt in bescheidenem Umfange Baum- und Blumenzucht, Obst- und Gemüsebau, die auch dem Inland zugute kommen. Der Name des Hauptorts, der Saatgelände" bedeutet, weist auf alten Getreidebau. Im norwegischen Stil gebaut liegt Akureyri reizvoll am langen Eyjafjördur, d. h. Inselfjord. Es ist Hauptstapelplatz für den Fischhandel im Norden. In den breiten Buchten wird überall der Heringsfang von Isländern und den zahlreich zugereisten Norwegern voll eisigen Wettstreits betrieben.

Wirklich polaren Charakter bekommt die Gegend im westlichen Nordland. "Eisfjord" ist der Name der reichgezackten Halbinsel , die den Übergang zur Westküste bildet. Höher als das norwegische Nordkap leitet Kap Horn mit seinem jähen Absturz ins Meer diese neue Szenerie ein. Ungeheure Vogelschwärme beleben es. Unter waghalsiger Kletterarbeit werden die Tiere mit ihren Eiern dort erbeutet. Wale bevölkern das Meer. Zu ungeheuren Bergen ist der gefangene Klippfisch in den Hafenorten aufgetürmt. Niedriger als im Osten fallen die Basaltberge auch hier steil nach der Küste ab, aber die Schneegrenze liegt dafür viel tiefer. Dieser Teil Islands hat schon grönländisches Äusseren. Nirgends ist auch die Küste von Grönland und Amerika der isländischen so nahe. In alter seit war selbst diese eisigste Zone Islands



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wie der ganze Norden und Osten Schauplatz fesselnder Volkserzählungen.

Mit der Westküste beginnt der schönste und merkwürdigste Teil des "Nordischen Hellas". Hier entfaltet die Landschaft an Mannigfaltigkeit der Küstenbildung und im Wechsel wunderbarer Beleuchtung ihre höchsten Reize. Zu vergleichen sind etwa die schönsten Szenerien Norwegens oder Schottlands. Doch können sie sich nicht entfernt mit der großartigen Natur der isländischen Westküste messen.

Eine vielgegliederte Halbinsel trennt die beiden großen Buchten, die sonst die ganze Westküste ausfüllen, den Breitfjord und den Faxafjord. Auf jener Halbinsel ragt, weithin nach Süden, bis Reykjavik sichtbar, ein Gletschergebirge, der Tummelplatz isländischer Rübezahlmärchen.

Die Nordbucht, der Breitfjord, war in alter Zeit Zeuge des reichsten Volkslebens der Insel. Die milchweißen lachsreichen Gletscherströme zogen die ersten Ansiedler mächtig an. Hier herrschte blühender Wohlstand. Es gab Bauensitze, die an Pracht den Hallen norwegischer Könige wenig nachstanden.

Das landschaftliche Panorama wird durch das der Südbucht, des Saxafjords, übertroffen. Es ist wohl das schönste der Insel. Künstlerisch veranlagte Besucher haben den überwältigenden Eindruck geschildert, der sie ergriff, wenn sie von Süden kommend um Reykjanes, d. b. Rauchkap, herumbogen und nun diese Wunderwelt sich ihnen auftat. Meilenweit folgt Vorgebirge auf Vorgebirge, das eine in felsigen Bimsstein auslaufend, das andere in einer hohen Pyramide ewigen Schnees endigend, während in dem dazwischenliegenden Halbkreise die Gipfel hundert stolzer Berge emporsteigen.

Kaum einen Breitengrad auseinander liegen hier die Hauptstätten der ältesten und der jüngsten Kultur auf Jsland.

Un einer nördlichen Bucht, wenig landeinwärts, erhebt sich der uralte Bauernsitz "Borg". Hier, auf dem weit ins Land schauenden Felshügel, ruhte Egil, Islands namhaftester Dichter , von seinen Wikingerfahrten aus und schuf unsterbliche Lieder. Hier reifte ein Vierteljahrhundert später Islands größter Gelehrter Snorri seiner universellen Bildung entgegen.



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Noch jetzt liegt dort ein Gehört mit gleichem Namen. Noch heute finden sich Spuren der Örtlichkeiten, auf denen die Geschichte des alten Skalden sich abspielte und wo später sein gelehrter Nachfolger sie zu Pergament brachte.

Gegenwart und Vergangenheit knüpfen sich an diesem weihevollen Platz besonders eng für den Besucher zusammen. Leicht wird der Wunsch geweckt, ins Innere des Landes vorzudringen , das noch so viele andere Erinnerungsstätten bietet. Aus einem Geschlecht von Edelbauern waren jene beiden berühmtesten Männer Islands hervorgegangen. Man möchte die Nachkommen so kraftvoller Bauerngeschlechter gern in ihren jetzigen Wohnsitzen aufsuchen.

Dieser Wunsch wird verstärkt, wenn der Fremde dann zu der südlichen Halbinsel des Faxafjords kommt, wo Reykjavik in seiner herrlichen Bucht liegt. Denn die Hauptstadt ist wie für die Küstenfahrt auch für die Inlandreise der gegebene Ausgangspunkt.

Hier wird der Fremde durch die originelle altertümliche Reiseausrüstung ein Teil des Volkes selbst. Er gewinnt den Isländer lieb, der ihm unterwegs ein kundiger Führer, oft ein guter Freund wird. Bibliothek und Museum orientieren ihn im voraus vortrefflich über die Landeseigentümlichkeiten. Vielleicht trifft der Besucher in der Stadt auch einen der klugen und gelehrten Männer, die um die Natur oder Geschichte ihres Landes so vortrefflich Bescheid wissen. Dann gibt ihm ihr stets freundlich gespendeter Rat gleich einen angenehmen Vorgeschmack der Gastlichkeit, die seiner im Lande wartet.


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