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Kapitel 

Felix Niedner Islands Kultur zur Wikingerzeit


Mit 24 Ansichten und 2 Karten

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


Einleitung

Meine Darstellung richtet sich in Art und Kunst nach dem Zweck der Sammlung Thule.

Als bekannt setze ich dabei die Eddadichtung voraus, deren Lieder in den beiden ersten Bänden besonders eingehend erläutert wurden.

So mußten die Sagas in den Vordergrund treten, deren Familien- und Königsgeschichten Thules Hauptbestandteil bilden. Ihr historisches Verständnis zu erschließen war in erster Linie mein Streben. Die mythischen Sagas und Heldenromane, im ganzen mehr bekannt, geben dem Bilde isländischer Prosa- darstellung verhältnismäßig wenig neue Züge. Sie standen dem Zeitalter Goethes und der Romantiker näher, während wir im Jahrhundert des Realismus für den Wirklichkeitssinn jener historischen Sagas mehr Empfänglichkeit besitzen.

Die geschlossene Kunstform wirkt in den alten Familien- und Königsgeschichten für sich selbst. Mehr noch in der Darstellung als in den Stoffen liegt ihr innerer Wert. Keine ästhetische Würdigung kann die eigene Lektüre erlesen.

Der Hintergrund, von dem sich diese Erzählungen abheben, mutet den modernen Leser seltsam und befremdend an. Das allgemeine Weltbild des Wikingertums, ohne das jene Sagas unverständlich bleiben, mußte ich daher im Umriß geben,

Am schwierigsten blieb die Vermittlung der Skaldendichtung, Wegen ihrer bruchstückweisen Überlieferung und wegen ihrer schweren Verständlichkeit verzichteten wir auf einen besondern Band der Skaldendichtung. An Wert steht sie der Eddadichtung und den Sagas nicht nach. Die menschlich interessantesten Persönlichkeiten des alten Island sind Skalden.

Gleichwohl verhalten sich sonst verständnisvolle Vermittler des isländischen Altertums der Dichtung jener Männer gegenüber meist skeptisch und spröde.

Dem Herausgeber lag das Skaldentum besonders am Herzen, Darum hat er im dritten Bande ihm in der Geschichte vom Skalden Egil seine besondere Aufmerksamkeit zugewandt. Das dort und hier gezeichnete Bild hofft er in den Einführungen zu



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Band 9 (Vier Skaldengeschichten) und Band 14 —16 (Snorris Königsbuch) zu vervollständigen.

In den Sagas wirken die heldenhaften Männer des alten Island mit der Notwendigkeit einer Naturmacht. Unsere Bewunderung dieser einheitlichen rersönlichkeiten wird manchmal so stark, daß wir ihre Überlegenheit anerkennen, selbst wo uns ihre Handlungsweise widerstrebt. Wir Deutschen kennen dieses Gefühl. Es hat uns gelegentlich gegenüber dem eisernen Schöpfer unseres Reiches beseelt.

Für das Verständnis des Skaldentums hat sich unser Blick durch die Erscheinung moderner Übermenschen geschärft. Historisch-psychologische Forschung sucht emsig in deren Inneres einzudringen. Männer, die wir handelnd einheitlich wie keine andern schauten, werden uns, seelisch betrachtet, zu den kompliziertesten und schwer zu deutendsten Gebilden.

Gestalten wie Egil Skallagrimsson sind in weit einfacheren Verhältnissen kaum anders zu werten.

Die Saga zeigt uns die dämonische Einheitlichkeit der Persönlichkeiten im Handeln. Hier wirken sie als Volkshelden unmittelbar auf den deutschen Leser.

Aus der Skaldendichtung steigt das Menschlich-widerspruchsvolle hervor, das auch den geschlossensten Charakteren anhaftet. Dies eigenartige Seelenleben verleiht ihnen erst den höchsten künstlerischen Reiz. Es mag besonders unsere nach Wirklichkeitswerten suchende moderne Dichtung interessieren.

Alles in allem leuchtet hier wie ein Sinnbild aus ältester Zeit der Genius großen Germanentums, dessen willen Walten wir in dem Zeitalter Bismarcks so lebendig verspürten.



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Sandsturm im Innnern Islands. Im Hintergrund die Vulkane Sellandafiall und Bläfiall


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