Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Walter Keller


Tessiner


Sagen und Volksmärchen

Mit Illustrationen von


Aldo Patocchi

1981

EDITION OLMS ZÜRICH


DER GROSSE LAIB BROT

Eines Tages verspürten die Jünger des Herrn großen Hunger. Sie gingen in ein Haus, um für fünf Soldi einen Laib zu kaufen. Die Bäckersfrau hieß sie einen Augenblick warten, weil das Brot noch im Backofen sei. Als sie den Laib aus dem Ofen nehmen wollte, war er wie durch ein Wunder so groß geworden, daß sie ihn nicht mehr zur Ofentür herausziehen konnte und ihn deshalb in Stücke zerschneiden mußte. Jetzt wollte ihn die Frau nicht mehr für fünf Soldi geben, weil er zu groß sei. Die Jünger gingen deshalb aus der Backstube. um anderswo Brot zu kaufen. Am nächsten Ort wiederholte sich derselbe Vorfall. Hierauf traten sie in eine dritte Backstube, und die Bäckerin sagte zu ihnen: Nehmt nur das Brot und laßt es euch schmecken, da habt ihr einen Laib, wie ich keinen größern finden kann, auch wenn man ihn besonders hergestellt hätte.»

Die Jünger nahmen den Laib und verzehrten ihn, denn sie hatten einen tüchtigen Hunger. Als sie satt waren, sprachen sie zu ihrem Meister: «Was gebt ihr dieser guten Frau zum Dank dafür, daß sie uns einen so großen Laib Brot für so wenig Geld überließ?» Und der Meister gab tiefsinnig zur Antwort: «Ihr gutes Herz soll sie behalten. Es wird ihr helfen, alle Trübsal und Widerwärtigkeiten dieser Welt zu überwinden. Als Lohn aber wird man ihr unterdessen in jener andern, höhern Welt einen schönen Platz bereiten.»


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt