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Kapitel 

Walter Keller


Tessiner


Sagen und Volksmärchen

Mit Illustrationen von


Aldo Patocchi

1981

EDITION OLMS ZÜRICH


DIE ZWERGE VON CATTO

Die alten Leute von Catto oberhalb Quinto erzählen. daß die Höhlen des Felsens von Catto vor Zeiten von Zwergen bewohnt waren.

Eine Hausfrau hatte den Lein zum Wässern in den Brunnentrog getan und fand abends nicht mehr Zeit, hinzugehen und ihn wieder herauszunehmen. Darum stand sie am andern Morgen frühzeitig auf und wandte sich dem Dorfbrunnen zu. Doch wie erstaunt war sie, als sie sah, wie ihre Leinstengel auf der Wiese zum Trocknen ausgebreitet lagen.

Ein anderes Mal hatte ein Bauer einige große Ster Holz in Burnet vom Wald herab auf eine Wiese gebracht. Es machte ihm Kummer. wenn er dachte, wie viele Male er zum Waldrand hinaufsteigen und von dort ins Dorf Catto hinabgehen mußte, bis er all das viele Brennholz nach seinem Haus geschafft hatte. Eines Morgens stand er auf und fand sein Holz schön aufgeschichtet unter dem Bogengang seines Hauses. Es waren die Zwerglein gewesen, die über Nacht diese große Arbeit besorgt hatten.

Wenn dann in den verschiedenen Familien von Catto eine jede ihr eigenes Brot zu backen sich anschickte, so kamen die Zwerge und baten um ein frisches und knusperiges Brotlaibchen.

Einer, der den freundlichen Zwergen diese bescheidene Belohnung nicht gönnen mochte, ersann eine List. Er nahm die große Steinplatte, auf die sich die Zwerge



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zu setzen gewöhnt hatten, erhitzte den Stein in dem heißen Backofen und legte ihn wieder an die gewohnte Stelle. Als gleich darauf die Zwerglein wieder kamen und sich darauf setzten und um warmes Brot baten, verbrannte sich einer davon so jämmerlich die Kleider und die Haut, daß sie alle fortgingen, indem sie die undankbaren Bewohner von Catto verwünschten und nie mehr wiederkehrten. ihnen zu helfen.

Dasselbe erzählt man von den Zwergen von Deggio, die in den Felshöhlen nahe bei der alten Straße wohnten, welche von Deggio nach Quinto an der Kapelle vorüberführt.


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