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Kapitel 

Walter Keller


Tessiner


Sagen und Volksmärchen

Mit Illustrationen von


Aldo Patocchi

1981

EDITION OLMS ZÜRICH


DIE DREI KAPELLEN BEI VARENZO

An der Hauptstraße zwischen Rodi-Fiesso und Ambri-Piotta, nicht weit von Varenzo, standen früher drei Kapellen. Sie waren in alter Zeit gebaut worden, um daselbst Schutz zu erflehen gegen die gefährlichen Lawinen, die jedes Jahr von den Felswänden herabstürzten und Verderben anrichteten. Alle Vorübergehenden hielten an den «Tre Cappelle» inne und bewunderten vor allein in der mittleren Kapelle das aus Holz geschnitzte Bild des Gekreuzigten.

Vor etwa hundert Jahren geschah folgendes: Einige Frauen aus Varenzo knieten vor dieser mittleren Kapelle nieder und beteten. Da kam ein Reiter zu Pferd vorüber, der über den Gotthard wollte und fragte spöttisch: Was macht ihr hier und weshalb betet ihr?» Die Frauen gaben ihm zur Antwort, sie hätten Vertrauen zu Gott und dem Gekreuzigten und beteten für ihre besonderen Anliegen. Da zog der Reiter seinen Degen und rief hohnlachend: «Ich habe keine Angst vor eurem Christus!» Und mit diesen Worten versetzte er dem Kruzifix einen wuchtigen Hieb und schlug ihm die große Zehe am rechten Fuße ab, worauf er seinen Weg fortsetzte. Aber er war noch nicht weit über Piotta hinausgeritten, als er beim Ponte Sordo vom Schlag getroffen plötzlich zu Boden stürzte und starb.

Von den drei Kapellen ist heute nur noch die mittlere erhalten, nämlich die mit dem Christusbild.


Copyright: arpa, 2015.

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