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Kapitel 

Walter Keller


Tessiner


Sagen und Volksmärchen

Mit Illustrationen von


Aldo Patocchi

1981

EDITION OLMS ZÜRICH


VOM MANN. DER DIE GRENZSTEINE VERSETZTE

Ein Bauer, so erzählt die Sage, war einst Besitzer vieler Wiesen, Felder und Waldbestände. Aber je mehr er hatte, desto mehr wollte er. Er machte sich keine Gewissensbisse, die Grenzsteine seiner Ländereien auf Kosten seiner Nachbarn zu versetzen, um hier ein Stück Wiese, dort einen Streifen Feld zu gewinnen und wieder anderswo seinen Wald zu vergrößern. Die Bauern der angrenzenden Wiesen beklagten sich bitter darüber, und jener Ehrlose stand mit allen im Streit, behielt aber dennoch immer recht.

Eines Tages aber wurde unser Bauer krank und starb nach wenigen Stunden. Was nützte ihm jetzt all sein Besitz, er konnte ihn ja nicht mitnehmen! Niemand im Dorf vergoß wegen ihm eine einzige Träne.

Am nächsten Tag, nachdem man ihn auf dem Friedhof beerdigt hatte, fand man seinen Leichnam außerhalb des Grabes. Später irrte er als Geist in den Bergen umher, wo ihn der Pfarrer des Dorfes beschwören wollte. Umsonst. Er erschien immer wieder und besonders dann, wenn ein Gewitter sich in den Bergen entlädt, hören ihn die Dorfbewohner. wie er mit einer eisernen Keule auf die Grenzsteine klopft, sie zerschlägt oder sie auch den Abhang hinunterkollern läßt, zur nicht geringen Gefahr der Alphirten, Viehherden und auch der Häuser im Tal drunten.


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