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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


24. Das Glücksschiff.


Schriftlich aus Genf,

Vor Zeiten erzählte man an den Ufern des genfer Sees viel von einem Schiff, das leuchtend wie die Scheibe des



Schw.Sagebuch-424 Flip arpa

Mondes und von acht weißen Schwänen gezogen, sich auf seinen Wellen gezeigt haben soll. In dem Schifflein, das, so lautet die Sage, unter lieblichen Tönen, gleich denen einer Harfe, sich dem Ufer bald näherte, bald wieder von ihm entfernte, stand eine weißgekleidete hohe, wunderschöne Frauengestalt , umgaukelt von einer Schaar arter Kindergestalten, geflügelt gleich den Sylphiden oder Engeln. Wo aber das Schifflein das Ufer berührte, da prangte rings die Flur den ganzen Sommer hindurch in der üppigsten Fülle und sproßten die Blumen in duftiger Pracht wie nirgends sonst. Glück aber wem diese Erscheinung zu Theil ward, die Erfüllung des Wunsches, augenblicklich im Herzen gehegt, war die stete Folge solcher Begegnung. Dieses glückbringende Schiff ist jetzt leider vom See verschwunden, kaum noch, daß hie und da ein alt Mütterchen seiner erwähnt, wenn es von der Rosenzeit seiner Jugend erzählt, als noch ein sehnend Verlangen ihren Busen geschwellt und wie sie damals in mancher Nacht nach dem Schifflein geschaut, damit das junge Herz Befriedigung finde.

Wie S. 341 in No. 18 bei jenem Glück oder Unglück verkündenden Wagen an die Hertha, so ist hier an die mit ihr identische Liebesgöttin Isis zu denken, der bei den Griechen das Schiff geweiht war. Auch Venus war eine segelnde, ebenso wie auch Freia, der nordische Liebesgott, ,meinem Schiffe, Skidbladnir, einherfuhr; offenbar war also das Schiff, ebenso wie der Wagen Hertha's ein Symbol vegetabilischer und animalischer Befruchtung.
Copyright: arpa, 2015.

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