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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


21. Die Unglücksbotin.


Schriftlich aus Neuenburg.

Noch Ende vorigen Jahrhunderts will man in den Staßen Neuenburgs jedesmal wenn der Stadt Feuersbrunst, Krankheit oder irgend ein ander Unglück bevorstand, ein Weib gesehen haben, welches ein blutgetränktes Tuch drohend in der Hand haltend dieselben eilig durchschritt und außen am See in einem flammenden Schein verschwand. Wohl nur Wenige wissen sich dieser Unglücksbotin zu entsinnen, doch hörte ich von einem hochbejahrten Mann, daß noch zu Lebzeiten seines Großvaters viel von ihr gesprochen worden sein soll.

An die unglückliche Wittwe jenes im Jahr 1412 zu Neuenburg wegen Fälschung enthaupteten Walther von Rochefort erinnernd, die, ihre Söhne durch Vorzeigen des blutigen Hemdes ihres Vaters zur Rache reizend, den im Jahr 1450 stattgehabten großen Brand, durch welchen fast die ganze Stadt eingeäschert wurde, veranlaßt haben soll, möchte ich die Vermuthung aussprechen, daß sich aus diesem Unglück und seiner angeblichen Urheberin die Vorstellung von der Unglück drohenden Erscheinung obiger Sage gebildet hat. Alles — das blutige Tuch, das Verschwinden am See, wo die ' nthauptung Walthers stattfand, Ereignisse, die sich zugleich mit dem Orte der Erinnerung des Volkes tief einzuprägen pflegen , läßt diese Hypothese nicht als ganz ungerechtfertigt erscheinen.
Copyright: arpa, 2015.

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