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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


21. Die Vage vom Reifenstein.


Schweizerischer Merkur. Jahrgang 1535, V. Heft.

Zur Seite des Kirchweges, der von Titerten nach Reigoldswyl führt, erhebt sich die Burgruine von Reifenstein auf einem zackigen, beinahe einzeln stehenden Fels an der Ausmündung eines Seitenthälchens in's große, schöne Reigoldswylerthal , Kanton Baselland. Die hohe Lage dieses Gemäuers und die waldige Bekleidung des Felsens, den es front, gibt ihm ein höchst romanisches Ansehen. Von dem Erbauer der Burg und ihren späteren Bewohnern hat man nur wenig Kunde. Dagegen verbreitet sich dunkles Sagengewebe unter den Umwohnern über diese Trümmer. Wenn das Wetter ändern will, steht man Fräulein und Ritter in feurigen sechsspännigen Wagen daraus einherziehen. Am Charfreitag sonnet sich eine ganze Gesellschaft, köstlich gekleideter Herren und Frauen in uralter Tracht und legt viereckige Goldstücke auf mächtigen Tüchern an das Tageslicht. In den Revolutionsjahren machte ein Schatzgräber den Bauern der Umgegend nach den hier verborgenen ungeheuren Schätzen den Mund wässerig. Es war allbekannt, daß dieselben zwei verwünschte Edelfräulein von Reifenstein schon viele Jahrhunderte hüteten. Bald ertönte in stiller Mitternacht auf den Trümmern der alten Burg das allmächtige, Höll' und Teufel zwingende Christofelgebet, unterbrochen von dem Klange grabender Schaufeln. Bald stieß man auf etwas Hartes. Da rief einer der Bauern in der Freude seines Herzens aus : "Potz Hagel! da hämmert's!" Dem Geisterbanner blieb ein Drittel des Christofelgebetes im Halse, stecken; er stampfte unwillig mit dem Fuße und schrie: "Rei, du Kathl jetzt hämmere nüd!" und damit zog



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er — statt der erklecklichen Schätze — ein Paar eiserne Pfannenstiele und Topffüße aus der Grube.

Der Kanton Baselland ist reich an Schatzsagen, es ist kaum eine Ruine, an welche sich nicht ganz ähnliche Vorstellungen und Erzählungen *) knüpfen. Etwas eigenthümlicher ist folgende Sage:


Die silbernen Geldstücke.


I. G. Lengenhager, Schlösser und Burgen in Baselland, S 1.o.

"Zwei Kinder hüteten einst gegen Rünenburg am Fuße des Berges, der die Trümmer der alten Burg Scheiden trägt, die Schafe ihres Vaters. Die Kinder vertrieben die Zeit so eben mit lustigen Spielen, da kamen den Berg hinunter, von der Burgruine her, auf weißen Pferden zwei Reiter, in glänzender Rüstung. Denselben voran sprengte ein munterer rüstiger Jägerbursche mit zwei gewaltigen Hunden. Die Kinder sprangen herbei und baten die Reiter um ein Almosen, Darauf zog einer derselben eine Hand voll silberner Rappenstücke aus der Tasche und warf sie stillschweigend vor die Kinder auf die Erde hin. Schon fühlten sich die Kinder glücklich und reich, ihre Freude war aber nur so- kurztr Dauer, denn als sie die weißglänzenden Geldstücke aufheben wollten, verschwanden sie vor ihren Augen. Auch die Reiter waren bald spurlos verschwunden."Auch hier wie anderswo gilt was schon früher über die Entstehungsgrunde derartiger Sagen angeführt ward,
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