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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


17. Die Weite Jungfrau am Margarethenbrunnen.


J. G. Lenggenhager, Schlösser und Burgen in Baselland, S. 52. Mündlich.

Nicht weit von den letzten Resten der Burg Bischofsstein, am Fuße der sissacher Flue, ist ein Brunnen, der St. Margarethenbrunnen, der sich jetzt in die Ergolz ergießt. An diesem Brunnen sah man noch vor fünfzig Jahren eine Jungfrau, fein und zart von Angesicht und weiß gekleidet, oftmals bei hellem Sonnenschein lustwandeln. Wann sie dies eine Weile gethan, ließ sie sich an dem Brunnen nieder, löste und strählte ihr Haar, das ihr in vielen Locken auf Schultern und Nacken fiel und in der Sonne wie das lautere Gold erglänzte. So saß sie, als ob sie irgend Jemand sehnend erwartete, oftmals stundenlang; sobald aber die Sonne sich zum Niedergang neigte, stand sie auf und kehrte ihr goldenes Haar wieder zusammenflechtend traurig nach der Burg Bischofsstein zurück, von der sie gekommen. Von dieser Jungfrau heißt es, sie habe auf Erlösung geharrt, diese sei aber erfolgt, als einst ein junges Mädchen aus dem Dorfe es gewagt, der geheimnißvollen Fremden Kammerjungferndienste anzubieten und ihr die aufgelösten Haare wieder zurecht gebunden habe.

Ein charakteristischer Zug der in der Sage so häufig vorkommenden weißen Jungfrauen ist, daß ihr Erscheinen gewöhnlich an Duellen und



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im hellen Sonnenschein, hauptsächlich zur Mittagszeit erfolgt. Auch das Kämmen der Haare ist gemeinschaftlich. Dies alles sind heidnisch mythische Anknüpfungspunkte, auf welche bei der Sage von der Königin Bertha (Kanton Wagt), in der sich die Götter- mit der Heldensage vermengt , zurückzukommen sein wird.
Copyright: arpa, 2015.

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