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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


16. Basler, wunderbar aus Gefangenschaft befreit.


Chronika vnser Lieben Frawen Capellen zu Einsiedlen 1694. S. 288.

Im Jahr 1338, als zwischen den Kronen Englands und Frankreichs ein Krieg erhoben und sich Deutschland mehr zu England hinneigte, hatte Frankreich nach der deutschen Seite seine Grenze versperrt und allen Eingang verboten. Trotz diesem Edikt hatte sich ein basler Kaufmann mit seiner Waare nach Frankreich gewagt, meinend, da er in der französischen Sprache wohl erfahren sei, werde man ihn leichtlich einen gebornen Franzosen halten, so daß er sicher unerkannt und verborgen bleiben würde. Dieses Wagniß schlug jedoch fehl, denn bald als Fremder erkannt, ward er auf eines Edelmanns Schloß gebracht und in einem hohen mit Wassergräben umgebenen Thurm mit Ketten an Händen und Füßen gefangen gehalten. In dieser Noth nun soll der Kaufmann ein inbrünstiges Gebet an die heilige Jungfrau Maria



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gerichtet und dieselbe gar flehentlich um Hülfe angerufen haben, welche, sein Gebet erhörend, auch alsbald in eigener Person in königlichem Gewand und mit güldener Krone auf dem Haupt, in seinem Kerker erschienen sei und ihm mit den Worten : stehe auf mein Geliebter und folge mir! die Hand gereicht habe. Darauf seien die Ketten von ihm gefallen, die Mauer des Gemachs habe sich gespalten und ungefährdet und unverletzt habe ihm die heilige Jungfrau aus dem dreistockhohen Gefängniß trockenen Fußes über das Wasser geführt , ohne daß die Thurmhüter etwas gemerket, und er alsbald glücklich in Basel angekommen sei, wo er seiner wunderbaren Rettung Meldung gethan.

Von den Wunderwerken der Jungfrau Maria weiß der christliche Wunderglaube viel zu erzählen. Einem solchen verdankt auch das Kloster Maria Stein seine Entstehung. Die Sage erzählt:


Das verlorene Kind.


J. G. Lenggenhager, Schlösser und Burgen in Baselland, S. 41.

Auf einem der Aeste des Jura über dem Dorfe Ettingen liegen die Ueberreste der Burg Fürstenstein, einst der wehrhafte Wohnsitz der Herren von Rothberg. Einer der tapfersten dieses Stammes war Hans von Rothberg, der im vierzehnten Jahrhundert lebte und dessen Tugend und Mannlichkeit Gott durch die wunderbare Rettung seines Kindes schon auf Erden lohnte. Als einst, so geht nämlich die Sage, der Ritter zu Basel bei seinen Bekannten war, lustwandelte seine Gattin mit ihrem Kinde, einem blühenden Töchterlein, in der Umgebung ihres Wohnsitzes. Das Kind suchte Feldblumen und Erdbeeren, die sie freudig der Mutter brachte, welche sich im Schatten eines Baumes auf einem Rasenplatz niedergelassen hatte. Da plötzlich hört die Mutter einen Angstruf. Sie springt auf und eilt dem Orte zu, wo sie ihr Kind am Bergesabhang zuletzt erblickt. Ein schauderhafter Abgrund gähnt ihr entgegen, aber nirgends sah sie das Mädchen. Umsonst rief sie mit Schmerzenstönen in die grausenhafte Tiefe, aber nur das Echo gab den Ruf der unglücklichen Mutter zurück. Da stürzte sie, ihr Kind dem Schutze der Mutter Gottes emhfehlend, auf steilem Pfad hinunter in das Thal. Aber siehe o Wunder! kaum unten angelangt, kommt der Verzweifelten das todtgeglaubte , das Körbchen voll Erdbeeren, freudig entgegen und erzählt:



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eine wunderschöne Frau habe es mitten im Falle in ihre Arme geschlossen und unten im Thal leis und sanft auf den Rasen gesetzt. Dort habe es die Erdbeeren gepflückt, welche es jetzt dem Vater bringen wolle. Dieser wunderbaren Rettung zum Gedächtniß soll nun der erfreute Vater eine Kapelle erbaut haben, die heute noch im Wesen ist und welche zur Erbauung des Klosters Maria Stein, die später erfolgte, Anlaß gab.
Copyright: arpa, 2015.

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