Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


10.

Das Gespensterhaus.


Mündlich.

In einer Vorstadt Basels ist ein großes, altes Haus, das mag wohl über viele hundert Jahre alt sein. Von außen ist es sehr schön anzuschauen, im Innern aber eckig und winkelig , jedoch nur in den Seitenflügeln. Von diesem Hause nun heißt es, es sei nicht geheuer; besonders wissen Mägde, die da zu Diensten, viel von dem Spuck ;u erzählen, der da getrieben werden soll. Eine alte Frau, die dort in der Nähe wohnt und oft in das Haus kam, da sie drin gut bekannt, behauptet jedoch, früher sei es ärger gewesen, jetzt hätten die Geister an ihrer Macht verloren, nur auf der Treppe eige sich dann und wann noch Etwas; das sei aber nicht von Bedeutung, höchstens busche es Einem einmal eiskalt wie mit Leichenhand über das Gesicht oder blase beim



Schw.Sagebuch-362 Flip arpa

Leuchten auf der Treppe das Licht aus, während früher ganze Schwärme von Gespenstern das Haus durchtobt hasten Am tollsten sei aber der Spuck in den Schornsteinen und in den Rauchfängen der Küchen getrieben worden. Bisweilen habe es sich gar sanft angestellt und in denselben ganz leise pst! pst! gemacht, daß die Mägde, welche des Nachts noch in der Küche handthiert, oft vermeint, es sei ein Zeichen vom Liebsten auf der Straße, dann aber habe es allemal ein so grausenerregendes Gelächter aufgeschlagen, daß den Dirnen der Schreck in alle Glieder gefahren und sie gewiß Tags darauf den Dienst gekündigt hätten. Dies nun, so erzählt die vorhin erwähnte Frau, hat ungefähr bis in die neunziger Jahre gedauert. Da ist eine Köchin aus Schwaben in dem Hause in Dienst gestanden, die hat die Sache an einen katholischen Pfaffen geschrieben, dem sie früher die Wirthschaft besorgt. Der hat ihr nun aues geantwortet: der Spuck im Rauchfang rühre von niemand Anderem, als von dem Teufel selbst her. Den vertreiben kenne er nur ein Mittel, das helfe aber sicher. Dieses Mittel hat die Schwabenköchin auch angewendet. Etwas, meinte die Alte, muß sie aber doch dabei verfehlt haben, denn sonst würden die Gespenster gänzlich gewichen sein. Eine Thüre, durch welche die Geister in früherer Zeit gewöhnlich zu kommen pflegten, wird heute noch in dem Hause gezeigt.

Fast jede größere Stadt hat ihr Gespensterhaus. Erinnerung an Geiz oder Habsucht früherer Besitzer, Laster, welche der Volksglaube gern mit gespenstischem Umgehen nach dem Tode bestraft, oder das Andenken an in solchen Lokalitäten begangene Verbrechen, oftmals verbunden mit eigenthümlicher Bauart, letztere auch bisweilen ganz allein, sind die gewöhnlichen Entstehungsgrunde derartiger Sagen, in welchen Gespenster- und Teufelsspuck nicht selten auch als Vorzeichen drohenden Unglücks auftritt. So erzählt folgende Sage:



Schw.Sagebuch-363 Flip arpa


Des Teufels Brand.


Erasm. Rlotterdam. epist. Farn. L. 22. c. 20. Nie. Bemigii doemonolatria, c, 335

"Es liegt ein Städtlein im Schweizerlande mit Namen Schiltach, welches im Jahr 1533 am zehnten April plötzlich in den Grund abgebrannt ist. Man sagt, daß dieser Brand folgender Weise, wie die Bürger des Orts vor der Obrigkeit zu Freiburg angezeigt, entstanden sei. Es hat sich in einem Hause oben hören lassen, als ob Jemand mit linder lispelnder Stimme einem andern zuriefe und redete, er solle schweigen. Der Hausherr meint, es habe sich ein Dieb verborgen geht hinauf, findet aber Niemand. Darauf hat er es wiederum von einem höheren Gemach her vernommen, er geht auch dahin und vermeint den Dieb zu greifen. Wie aber Niemand vorhanden ist, hört er endlich die Stimme im Schornstein Da denkt er, es müsse ein Teufelsgespenst sein und spricht den Seinigen, die sich fürchten zu, sie sollten getrost und unverzagt sein, Gott werde sie beschirmen. Darauf bat er zwei Priester zu kommen, damit sie den Geist beschwören. Als diese nun fragten, wer er sei, antwortete er: der Teufel. Als sie weiter fragten, was sein Beginnen sei, antwortete er: ich will die Stadt in Grund verderben. Da bedräuen sie ihn, aber der Teufel sprach: sure Drohworte gehen mich nichts an, einer von euch ist ein liederlicher Bube; alle beide aber seid ihr Diebe. Bald darauf hat der Teufel ein Weib, mit welchem jener Geistliche vierzehn Jahre zusammengelebt, hinauf die Luft geführt, oben auf einen Schornstein gesetzt, ihr einen Kessel gegeben und sie geheißen, ihn umkehren und ausschütten. Wie sie das gethan, ist der ganze Flecken vom Feuer angegriffen worden und in einer Stunde abgebrannt."
Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt