Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


3. Faust speise mit saft in Basel.


Joh. Gast. Convivalium sermonum etc.

Als Faust zu Basel sich aufhielt, speiste er öfters mit dem Gelehrten Johannes Gast. Dieser erzählt nun, daß Faust bei solcher Gelegenheit zu verschiedenen Malen Vögel von ganz absonderlicher und Seinder Art zum Braten übergeben habe, von dem er, Gast, nicht gewußt hätte, wo sie Faust gekauft oder von wem er sie erhalten, da solche damals zu Basel nicht feilgeboten wurden und überhaupt keine dieser Art in der dortigen Gegend vorhanden waren. Faust hatte aber einen Hund und ein Pferd bei sich, welche, da sie Alles verrichten konnten, jedenfalls Teufel waren. So erzählte man dem Gast unter andern Wunderdingen, daß der Hund zuweilen die Gestalt eines Dieners annehme und dann dem Faust aufwarte und allerhand Speise bringe. Kein Wunder, daß Faust für diesen sträflichen Umgang hart bestraft wurde. Der Elende endete auf schreckliche Weise; denn der Teufel erwürgte ihn und seine Leiche lag immer mit dem Gesicht auf der Bahre, obschon sie an fünfmal umgedreht ward.

Daß der Faustsage in der That eine historische Person zu Grunde liegt, kann nicht bezweifelt werden. Jedenfalls ist aber Alles, was man



Schw.Sagebuch-353 Flip arpa

von Faust erzählt, ein Aufeinanderhäufen einzelner Thaten und Ereignisse, von denen schon längst vor Faust die Sage im Volke umging. Ich erinnere nur an Simon den Magier, an den Zauberer Heliodorus zu Catanea, an den älteren Klingsor, den Zauberer Merlin ec ec., welchen man ganz ähnliche Zauberstücke zuschreibt, wie dem späteren Zauberer Faust. Ein Urtheil Melanchthons über den letztern findet sich in einer von einem seiner Schüler im Jahre 1562 zu Basel herausgegebenen Schrift *). Dasselbe lautet: "Ich habe einen Namens Faustus gekannt aus Kundling, einem Städtchen nahe bei meiner Heimath. Als er zu Krakau studirte, hatte er die Magie erlernt, wie sie dort früher stark getrieben wurde, wo man öffentliche Vorlesungen über die Kunst hielt. Später schweifte er an vielen Orten umher und sprach von geheimen Dingen. Da er zu Venedig Aufsehen erregen wollte, kündigte er an, er werde in den Himmel fliegen. Der Teufel hob ihn also in die Höhe, ließ ihn aber darauf zur Erde fallen, daß er von diesem Falle fast den Geist aufgegeben hätte. Vor wenigen Jahren saß dieser Johannes Faust seinem letzten Tage sehr betrübt in einem Dorf des Herzogthums Würtemberg. Der Wirth fragte ihn, warum er so betrübt sei wider seine Sitte und Gewohnheit; denn er war sonst ein schändlicher Schelm, der ein liederliches Leben führte, so daß er ein- und das anderemal fast wegen seiner Liebeshändel umgekommen wäre. Darauf erwiderte er dem Wirth in jenem Dorfe: "Erschrick diese Nacht nicht!" In der Mitternacht ward das Haus erschüttert. Da Faustus am Morgen nicht aufgestanden und der Mittag bereits gekommen war, ging der Wirth in sein Zimmer und fand ihn neben dem Bette liegen mit umgedrehtem Gesichte, so hatte ihn der Teufel getödtet. Als er noch lebte, führte er einen Hund mit sich, welcher der Teufel war, wie jener Schelm **), welcher von der Eite keit der Künste schrieb, auch einen Hund hatte, der mit ihm lief, welcher der Teufel war. Dieser Faustus



Schw.Sagebuch-354 Flip arpa

entwischte in unserer Stadt Wittenberg, als der vortreffliche Fürst, Herzog Johann, den Befehl gegeben hatte, ihn gefangen zu nehmen. Auf ähnliche Weise soll er auch in Nürnberg entwischt sein. Beim Anfang des Mahles ward es ihm warm; er stand sogleich vom Tisch auf und bezahlte dem Wirth, was er schuldig war. Kaum war er vor der Thüre, als die Häscher kamen und nach ihm fragten. Dieser Zauberer Fauft; eine schändliche Bestie, eine Kloakevieler Teufel, prahlte, alle Siege, welche die kaiserlichen Heere in Italien erfochten, habe er durch seine Magie verschafft, was die unverschämteste Lüge war."
Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt