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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


20. Das Hexenloch in dem Thurme von Gößgen.


Mündlich.

Von der uralten Veste Gößgen steht nur noch ein Thurm. In diesem Thurm ist oben ein viereckiges Loch. Man nennt es das Hezenloch. Aus diesem Loch steht man oft des Machts, gewöhnlich in Freitagsnächten, hellglänzenden Kerzenschein . Wer sich dann näher wagt, hört ganz deutlich in dem Thurm drin lautes Stimmengeräusch, Musik und Bechergeklirr wie bei einem fröhlichen Feste. Ein glaubwürdiger Bürger



Schw.Sagebuch-344 Flip arpa

aus Solothurn erzählt: er sei auch einmal in der Nacht dahin gerathen und habe den Spektakel lange mit angehört, da habe im Dorfe ein Hahn gekräht und plötzlich sei das Licht erlöscht und im Thurm drin Alles still geworden; hoch über ihm in der Luft aber aus dem Hexenloch habe es gerauscht wie vom Flügelschlag einer Schaar Boges

Die Burg Götzchen oder Gößkon wurde von einem Freiherrn Gerhard von Gößkon erbaut. Er so wie seine Nachfolger waren Kastenvögte des im achten Jahrhundert errichteten Kollegiatstiftes St. Leodegarien zu Schönenwerth, auf dessen Grund und Boden mit Erlaubniß der Stiftsherren der Bau der Burg vor sich ging ; nicht immer war jedoch das Verhältniß zwischen dem Stift und seinen Kastenvögten ein freundliches. Hauptsächlich war dies unter Johann II der Fall, der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts Schirmherr des Stifts war und dasselbe und dessen Angehörige auf alle mögliche Weise beeinträchtigte. Von ihm heißt es, daß er die Güter der Verstorbenen ohne Rücksicht auf deren Erben einzog und daß er auf seiner Burg in dem von ihr noch übrig gebliebenen Thurm Angehörige des Stifts gefangen hielt und oftmals völlig unschuldig tödten ließ. So sollen seine Knappen unter Anderm auch einstmals die Wohnung eines Chorherrn, als dieser in der Kirche war, beraubt haben und er Mitwisser der That gewesen sein. Zur Strafe hiefür hat die Sage seinen Geist ebenfalls zum ruhelosen Umherwandeln und zur Theilnahme an dem gespenstischen Treiben in den Ruinen seines ehemaligen Wohnsitzes verdammt.
Copyright: arpa, 2015.

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