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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


17. Die Christnacht.


Mündlich. .


Schweizerischer Merkur. Jahrgang 1835.


Wanderer in der Schweiz.

Im Frickthal und dem hauensteinischen Schwarzwald herrscht noch heute der Glaube, daß man in der Christnacht, wohl auch in der Andreasnacht, einen Blick in die Zukunft thuen kann, Dieser Glaube hat hauptsächlich unter dem weiblichen Geschlecht seine Anhänger, das dabei folgende Vorschrift befolgt:



Schw.Sagebuch-339 Flip arpa

Vor Mitternacht wird der Tisch in die Mitte der Stube gerückt, auf denselben an die Ecke ein Glas mit Wasser gestellt, auf die andere quer gegenüber ein Brod gelegt, in die dritte ein Kranz von Epheu, und auf die vierte kommt ein Ring zu liegen.

Mit dem zwölften Stundenschlage verbindet sich dasjenige Mädchen, welches zuerst sein Glück versuchen will, die Augen, und während sie einige Male in der Stube herumgeführt wird, gibt man dem Tische eine andere Richtung, führt sie an denselben hin und läßt sie, sich selbst überlassen, wählen. Wer das Wasser ergreift, wird arm, das Brod, reich, wer den Kranz ertappt, wird eine Braut des Himmels, sowie der Ring Hoffnung für eine der Erde gibt.

Als einst eine Gesellschaft junger Mädchen beisammen saß und diesen Gebrauch übte, da soll es aber unter dem Tische, auf welchem sich das Glas, das Brod, Kran; und Ring befanden, so rumort und gepoltert haben, daß den Mädchen gegrauset und diese Sitte unter ihnen seither mehr abgekommen ist.

Aehnlich legt man im Aargau und auch noch anderswo den Träumen in der Sylvesternacht zukunftverkündende Eigenschaft bei. Andere abergläubische Vorstellungen, größtentheils auf die Enthüllung zukünftiger Dinge sich beziehend, im Aargau wie im Emmenthal zu Haus, sind noch folgende:Kukutsruf im Frühjahr gibt dem Frager die Lebensjahre, Eheleuten die Zahl der Kinder an.Blut von Verbrechern, das am zweiten Januar fließt, kündet Krieg oder Theuerung.Ein Fuchs, ein altes Weib oder ein hinkender Hund, welche dem Jäger über den Weg laufen, sind diesem, eine auffliegende Elster dem Fischer Zeichen eines beutelosen Tages.Ein frischg:borenes Kind, das man beim Fäschen (Wickeln) das erste Mal auf eine Bibel legt, wird gelehrsam und gottesfürchtig.Wenn der rechte Vater seinem Kinde beim ersten Anblick in den Mund haucht, wird es niemals Zahnschmerzen bekommen.



Schw.Sagebuch-340 Flip arpa

Wenn beim Kochen seiner ersten Speise und bei der Taufmahlzeit gesungen wird, lernt es gut singen.,Wird auf dem Wege zu oder von der Taufe geleuet (geruht), so wird das Kind immer einen beschwerlichen Kirchgang haben.Wird ein Kind des, Morgens mit ungewaschenen Händen über die Dachtraufe seiner Wohnung getragen, ist es dem Verhexen ausgesetzt.Werden ihm vor dem siebenten Jahre die Haare abgeschnitten, kann es niemals zu vollen Kräften kommen.Werden ihm die Hagre zum ersten Mal im Zeichen des Widders geschnitten, so werden dieselben kraus, werden sie im Löwen geschnitten, werden sie früh grau werden.Verliebte oder Verlobte sollen sich nicht Messer schenken, sonst wird ihre Liebe zerschnitten.Eine verlobte Weibsperson soll sich nicht Nachts auf die Gasse wagen , sonst wird sie von Hexen und bösen Geistern verfolgt.Bei der Trauung sollen die Verlobten in der Kirche so, nahe beisammen stehen, daß Niemand zwischen durch sehen könne, sonst wird das Eheband nur locker geknüpft und sehr leicht zerrissen werden.Wer sich beim abnehmenden Mond trauen läßt, genießt nur selten eine gesegnete Ehe.Wer zuerst von den Brautleuten in der Brautnacht einschläft, wird auch zuerst sterben.Wenn eine schwangere Frau einen Faden zwirnt, wird sie eine schwere Niederkunft haben.Wenn eine Wöchnerin ihre Dachtraufe überschreitet, bevor sie den Gottesdienst besucht hat, gibt sie sich allen Unfällen, bösen Geistern, Verzauberungen . preis.Wenn sie in dieser Zeit spinnt, bereitet sie ihrem Kinde Stoff zu einem Strange.Wenn sich ein Mensch mit einer Nadel gestochen und dieselbe sogleich in Wachs steckt, wird die Wunde eher heilen.Wenn ein Mensch oder ein Thier ein Bein gebrochen, so soll man unter Anrufung der h. Dreieinigkeit ein Bein an einem dreibeinigen Stuhl verbinden, der Bruch wird viel eher heilen als sonst.Wenn man an einem Menschen oder Thier eine Wunde mit einem gestohlenen Bande verbindet, so heilt sie bald.Wenn in einem Hause geküchelt wird und man das erste gebackene Stück nicht der Katze oder dem Hund gibt, sind die übrigen nicht gesegnet.Wenn man mit einer Messer oder Nadelspitze in die Milch taucht, so empfindet das Thier, von dem sie kommt, den Schmerz einer Verwundung im Euter.



Schw.Sagebuch-341 Flip arpa

Wenn man Rothkelchen ihre Eier oder Jungen verdirbt, geben die Kühe im Hause des Verderbers rothe Milch.Wenn Maulwürfe oder Erdratten Erde in ein Haus hineinstoßen oder eine Eule in der Nähe eines Hauses schreit, fo steht der Tod irgend eines Hausgenossen zu erwarten.Wenn man ein Thier mit einem Haselschößling, einem Strohband, einem Besen oder dessen Stiel schlägt, so ist es jedem Unglück preisgegeben 'Wenn man in einem Pferde- oder Viehstall gegen die vordere und nicht gegen die hintere Thüre wischt, so kehrt man das Glück zum Stalle hinaus.Ganz schwarze Ziegenböcke oder Katzen sichern das Haus vor Gespensterspuck.Wenn eine Henne weichschalige Eier legt, so muß man eine solche weiche Schale an den Rauch hängen, die Eier bekommen dann in Zukunft; so lange die Henne lebt, alle harte Schalen.
Copyright: arpa, 2015.

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