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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


9. Der Kindesmörder.


Mitgetheilt von I. N. Rueb, Schweiz. Merkur, Jahrgang 1839,

Zwischen dem Thale, welches das Flüßchen Frik durchströmt , und dem Harwalde, der sich unterhalb Laufenburg eine halbe Stunde lang längs dem linken Rheinufer hinzieht, erhebt sich eine Hügelkette, die Kindshalde genannt, die ganz mit Wald bewachsen ist, und auf deren Rücken sich eine tiefe enge Schlucht befindet.

Dieser Berg und der nahe Hartwald stehen bei den



Schw.Sagebuch-331 Flip arpa

Bewohnern der Gegend in keinem guten Rufe, indem es hierum öfters nicht ganz, geheuer sei. So soll z. B. bei gänzlicher Windstille der Hartwald oft so arg erschüttert werden, als wenn ihn der ärgste Sturm durchbrauste, und Leute, die Nachts noch spät über Feld mußten, wollen schon oft eine hagere, schwarz gekleidete Mannsgestalt gesehen haben, die ein wie vom Hunger abgezehrtes Kind auf den Armen trug, dann dasselbe niederlegte und unter fürchterlichem Geheul und Wehrufen sich die Brust erschlug und die Haare ausraufte.

Ueber die Erscheinungen und Vorfälle, die noch jetzt von vielen Bewohnern der Umgegend als wahr, behauptet werden, geht folgende Sage:

Vor Zeiten herrschte in der ganzen Gegend eine solche Theurung, daß mehrere Leute Hungers starben. Ein Vater hatte ein einziges Kind; auch ihn drückte schwer die allgemeine Noth und als er endlich sah, daß er zwei Leben nicht mehr länger erhalten könne, faßte er den verzweifelten Entschluß, sein Kind heimlich wegzuschaffen. Unter dem Vorwande, auf dem Felde etwas Eßbares zu holen, führte er dasselbe in der Nacht zu der bewußten Schlucht und warf es hinab. Was geschehen, blieb unentdeckt; allein auf seinem Todbette beichtete der Unglückselige einem Geistlichen seine Frevelthat, worauf er dann in Versweiflung starb. Von diesem Vorfalle erhielt der Berg den Namen Kindshalde,

Vergl. 11 S. 215.
Copyright: arpa, 2015.

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