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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


2. Die Härdmändlene uf der Ramsflue.


I. I. Grimm, deutsche Sagen. Mitgetheilt von H. Hagebuch in Aarau.

Hinder der ärlisbacher Egg, zwischenein Dörfli Hard und dem alte Lorenzekapällele, stoht im ene Thale so ganz eleigge e grüsle vertraite Flue. Se sägere d'Ramsflue. Uf der hindere Site isch se hohl, und d 'Höhle het numine e chline Igang. Do sind denn emol, nie weiß nid exakt in wele Johrgänge , so rarige Mändle gsi, die sind i die Höhle us und i gange, händ ganz e so es eiges Labe gfüehrt, und en apartige Hushaltig, und sind ganz bsunderig derhär cho, so wärklich gstawt, und mit eim Wort, es isch hält kei Mönsch usene cho, wer se denn au seige, woher se cho säge und was se tribe. Ämel gkochet händ se nüd, und Würzle und Beeri ggässe. Unde a der Flue vorbi lauft es Bächle, und i dem Bächle händ die Mändle im Summer badet, wie Tüble, aber eis vonene het immer Wacht gha, und het pfiffe, wenn öpper derhär cho isch, uf eni Fueßweg; denn sind sie aine gsprunge, was gisch was häsch, der Barg uf, daß ene tei Haas noh cho wär, und wie der Schwick in ehre Höhle gfchloffe. Dernäbe



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händ se kern Mönsch nüt z 'Leid tho, im Gägetheil, Gfelligkaite, wenn se händ chönne. Einisch het der Hardpur es Füederli Riswälle glade, und wil er elei gsi isch, het ers au fast nid möge. E sones Mändle gsehts vo der Flue obenabe und chunt der durab zhöpperle über Driese, ünd hilft dem Pnr, was es het möge. Wo se do der Bindbaum waus ufe thue, so isch das Mändle ufern Wage gsi und het grichtet, und der Pur het überunde azoge a de Bindchneble. Do het das Mändle s 'Seil nid recht nine gliret, und wo der Pnr azieht, schnellt der Baum los und trifft s'Mändle ane Finger und Bets wüest blessirt; do foht der Pnr a; jommere und seit: "o heie, o heie, wenn's numenau mir begegnet wär !" Do seit das Mändle : "abba, das macht nüt, salben tho, salben gha *) mit dene Worte springts vom Wage -n-abe, het es Chrütle abbroche, Bets verschaflet und uf das bluetig Fingerte gleit, und das hät alles wägputzt.

Ganz auf ähnliche Art, wie man im berner Oberlande von den Toggeli erzählt, berichtet die Sage dann weiter: "Mangisch, wenn rächtfchaffne Lüt durn Tag gheuet oder bunde händ und se sind nid fertig worde his z'Obe, und s'het öppe welle cho rägne, so sind die Härdmändle cho und händ gschaffet unb gwärnet druf ine, bis alles im Schärme gsi isch. Oder wenns dur d'Nacht isch cho wettere, händ se s'Heu und s'Chorn, wo dusse gläge isch, de Lüte zum Tenn zue trait, und am Morge het alles große Auge gmacht, und se händ nid gwüßt, wers tho hät. Denn händ erst no die Mändle kei Dank begehrt, numenau, daß nie se gern hät. Ame n-im Winter, wenn alles stei und bei gfrore gsi isch, sind die Mändle is oberst Hus cho z'Aertisbach; se bäds halt gar guet chönne mit dene Lüte, wo dert gwohnt händ, und sind ame durd d'Nacht ufern Ofe gläge, und am Morge vor Tag händ se se wieder drus gmacht. Was aber gspässig gst isch, si händ ehre Füehli nie vüre glo, händ es scharlachroths Mänteli **) trait, vom Hals bis ufe Bodee-n-abe. Jetzt



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hets im Dorf so gwunderige Meitle und Buche gha, die sind einisch z'Nacht vor das go gen Aesche streue, daß se gsäche, was die Härdmändle für Füeßle hebe. Und was händ se gfunde s'isch frile wundern: Aente- und Geißfüeß sind in der Aesche abdrückt gsi. Aber vo selber Stund a isch keis Mändle meh cho, und se sind au numine uf der Ramsflue bliebe, i d'Kräche händ se se verschlösse, tief i d'Geißfluhe hintere, und händ keis Zeiche meh von ene ge und chöme nümme, so lang d'Lüt so boshaft sind *"). Also auch hier ist die Verwandtschaft mit dem freundlichen und gütigen Wesen der Lichtelbe nicht zu verkennen ; einen andern Charakter dagegen trägt folgende Sage, welche, den Bergen Graubündens entnommen, uns das in der Schweiz seltenere Bild eines tückischen Berggeistes entwirft, wie es die Phantasie der Bergleute sich vorzumalen pflegt.


Der Bergteufel.


Lavater de Spectr. 1580.


Das Kloster. Weltlich und geistlich. Bon I. Scheible. B. IX. S. 201.

"Ein frommer und gelehrter Mann schrieb vor einiger Zeit an Lavater, daß in den bündner'schen Gebirgen eine Silbergrube sei, auf welche das Haupt desselbigen Orts, Herr Landammann Peter Buol, in den letzten Jahren große Kosten verwendet, aber nicht geringen Reichthum aus derselben gesammelt; darin war ein Berzteufel, welcher besonders am Freitag, wenn die Bergleute das Metall in ihre Geschirre geladen, sich sehr geschäftig erzeigt und das Metall nach seinem Wohlgefallen aus einem Geschirr in das andere geschüttet, welches der Landammann gern sah; so oft er aber in die Grube hinunter- oder aus derselben wieder heraussteigen wollte, segnete er sich mit dem Zeichen des Kreuzes und blieb unverletzt.



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An einem gewissen Tage aber begab sich, als der Berggeist sehr überlästig und ungestüm gewesen, daß einer von den Silbergräbern denselben aus Verdruß mit Scheltworten überhäufte und mit vielen gräulichen Flüchen zu ihm gesagt: er solle zur Hölle fahren. Da habe der Berggeist den Bergknappen beim Kopf genommen und ihm denselben so herumgedreht daß das Angesicht auf den Rücken gekommen, und er doch nicht gänzlich erwürgt worden, sondern mit diesem gekrümmten Halse noch etliche Jahre gelebt habe, auch Vielen, die noch am Leben sind, wohlbekannt gewesen."

In Graubünden kennt man die Bergmännchen auch unter dem Namen Fenken, hier und da werden sie auch Enten genannt, wahrscheinlich von den ihnen beigelegten Entente oder Gänsefüßen.


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