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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


11. Sage von der Burg Kyburg.


Felix Faber, Hist. Suevorum.

Im Jahre 1264 kam Burg Kyburg, bis dahin der Stammsitz der Grafen gleichen Namens, an das Haus Habsburg . Mit den Vögten, die von da an an der Stelle der einstigen Herren des Landes auf ihr hausten, zog ein finsteres Mißgeschick in ihre Mauern ein, das schnellen Tod jedem dort geborenen Kinde drohte und im Fall Mutter und Mur der Gefahr augenblicklich entrann, letzteres, wenn es ein Knabe war, nie die Jahre der Mannbarkeit erreichen ließ. Darum schlugen die Habsburger auch nie ihren Wohnsitz auf dieser Burg auf, obschon sie dieselbe zum Aufbewahrungsort der Reichskleinodien und heiligen Reliquien ausgewählt hatten.

Zur Entstehung obiger Sage mag das schnelle Dahinschwinden des Geschlechtes der Kyburger und der Haß und Neid der Feinde der neuen Besitzer Einiges beigetragen haben, welche, mit ähnlichem Schicksal drohend, vielleicht auf solche Art dem Hause Habsburg den Besitz Kyburgs verleiden wollten. In der That soll Rudolf von Habsburg , dessen Fehden und Kriege ihn doch oft in die Nähe der Kyburg riefen, kaum jemals Muße gefunden haben, diese Burg zu bewohnen, obgleich er sie sicher genug für Aufbewahrung der Reichskleinodien und Reliquien hielt, welche aus folgenden Stücken bestanden: 1. Das Schwert Karls des



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Großen. 2. Das Schwert des heiligen Mauritius. 3. Eine goldene vierzehn Mark schwere, mit Perlen und Edelsteinen besetzte Krone Karls des Großen. 4. Eine braunseidene Dalmatica. 5. Eine weiße Dalmatica oder Alba mit fünffachem Saume vom Jahr 1181, 6. Eine lange Stola mit Adlern und Perlen, welche dem Kaiser bei der Krönung um den Hals über die Alba gelegt und mit dem Gürtel befestigt wurde. 7. Ein rothseidenes Pluviale mit zwei aus Perlen und Goldfaden gestickten Löwen und zwei Kameelen. ES ist arabischen Ursprungs aus Sizilien vom Jahr 1133. 8. und 9. Zwei Gürtel Karls des Großen. 10. und 11. Zwei silberne Szepter, 12. 13. und 14. Der goldene und wei silberne, vergoldete Reichsapfel, mit daran befestigten Kreuzen. 15. Zwei goldene Sporen, angeblich Karls des Großen. 16. Eben desselben rothe Gugel (cuculus) eine Art von Kapuzinertappe mit sieben schwarzen einfachen Adlern in goldenen Einfassungen. 17. Karls des Gsroßen Handschuhe mit Perlen und Edelsteinen. 18. Seine Sandalen von carmoisinrothem Atlas, mit Gold und Perlen gestickt. 19 Seine Niederschuhe, wie sie in dem Verzeichniß genannt werden. Von Reliquien nennt dasselbe folgende: 1. Ein Span von der heiligen Krippe in einem goldenen, mit Edelsteinen besetzten Behälter. 2. Drei Glieder von den Ketten des Petrus, Paulus und Johannes in einem silbernen, vergoldeten Kästchen, 3. Ein Arm der heiligen Anna. 4. Ein Stück vom Rocke des Evangelisten Johannes. 5. Ein Zahn Johannes des Täufers. s. Der heilige Speer mit dem Nagel; in der Mitte desselben ist der Nagel mit einem Silberdrahte befestigt. 7. Ein Span vom Kreuze Christi in einem großen mit Edelsteinen und Perlen besetzten Kreuze von vergoldetem Silber. Alle diese Schätze, welche eine Zeit lang in den Händen Adolfs von Nassau waren, nach dessen Tode aber wieder zurückgebracht und nach Kaiser Albrechts Ermordung im Jahr 1308 an seinen Nachfolger Heinrich IV ausgeliefert wurden, wurden seit 1423 zu Nürnberg verwahrt. Der Kasten jedoch, in welchem sie gelegen, blieb auf Kyburg zurück und noch im fünfzehnten Jahrhundert wurde demselben von den Landleuten jener Gegend eine wunderthätige Kraft beigelegt, weswegen sie oft in die von Albrechts Tochter, der Königin Agnes, in der Burg erbaute Kapelle kamen und ihren Kopf, wunderbare Heilungen erwartend, auf den daselbst aufbewahrten Kasten legten (s. die Schweiz in ihren Ritterburgen B. II. S. 135). Eine andere Sage von der Kyburg, von den gleichen angegebenen Duellen mitgetheilt, war, daß leuchtende Flammen an ihren Thürmen blutige Fehden und drohende Kriegesnoth verkündeten, welche Sage durch die unruhige Seit, in der sie entstand und in welcher vielleicht eine derartige Lufterscheinung einer Fehde zufällig einmal vorherging, selbst Erklärung findet.
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