Schweizerisches
Sagenbuch.
Nach
müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten
and handschriftlichen Quellen herabgegeben
und mit
erläuternden Anmerkungen begleitet
von
C. Kohlrusch.
Leipzig,
Rob. Hoffnann
1854.
10;
Kreuzregen.
Bluntschli, Memorabilia Tigurina S, 554.
Anno 1501 stelen den Leuthen vielerley schwarze, rothe, blaue, gelbe oder mehrentheils schwarzgraue einfache und zweifache Kreutzlein; Item Speer, Nägel, Geißlen und Dornen Cronen auf ihre Kleider, die erzeigten sich auch in verschlossenen Trögen und Kästen; Insonderheit au der Weibspersohnen weißen Kittlen und Tüchlinen, wurden aber (wie wohl solches etliche nicht ungelehrte Leuthe für Zeichen vorstehender Göttlicher Straf halten wollen,) als ob sie durch Krafft und teuffelische Kunst der Unholden angerichtet, und daß etliche derselben falsch erfunden worden, verachtet und verspottet.
Daß ungewöhnliche Erscheinungen in der Luft und am Himmel im Mittelalter immer als Vorzeichen herannahenden Unglücks betrachtet wurden, ward schon S. 104 bemerkt, der Erscheinung des Kreuzregens aber, von dem hauptsächlich schwäbische und elsässische Chronisten berichten, schien man auch eine augenblickliche nachtheilige Wirkung zuzuschreiben. So erzählt unter anderm die Gebw. Domimkanerchronik von einer gleichen Erscheinung , die in dasselbe Jahr wie die obige fällt: eine schwache Wolkendecke habe plötzlich den Himmel überzogen, aus der in Mühlhausen und an andern Orten Kreuze von mancherlei Farbe herabgefallen wären, der aber davon getroffen, sei plötzlich siech geworden und wäre ein großes Sterben darauf gefolgt, und hiermit ganz übereinstimmend sagt Schwelin in seiner würtemberger Chronik: "ES seye Anno 1503 in Würtemberg mancherlei roth- und eiterfarbne Kreuzlein den Weibern auf die Schleier, und sonsten den Leuthen auf die Kleider, darzu auch schwarze brennheiße Tropfen gefallen, welche einen pestilentzischen Sterbend mitgebracht, dann wo ein solcher heißer Tropfen einem auf die bloße Haut gefallen, ist er alsbald gestorben; welchen sie aber auf die Kleider fielen seynd mehrestheils draufgegangen und wenig doch schwerlich beim Leben erhalten worden." Ferner führt R. Stöber in seinen "Sagen des Elsasses" den straßburger Chronisten Kleinläwel an, welcher aus noch früherer Zeit Folgendes meldet :
Schw.Sagebuch-309 | Flip | arpa |
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Und als hernach die Jahrzahl war Siben hundert achtzig sechs Jahr, Begaben sich seltzam Geschichta, In die man sich gar nicht Kout richta, Dann Greutz stelen, wie Del und Blut In d 'Kleider, wie sauber und gut Man dieselben in Trög packt ein, Halff alles nichts, kamen doch drein. |
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