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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


8. Das Aeckelmümmelisbrünneli.


I. I. Hottinger, helvetische Kirchengeschichten S. 298. Schweiz. Merkur. V. Heft. 1935, S. 314. Bluntschli, Memorabilia Tigurina, S. 319.

Gleich vor der herrlich an der Töß gelegenen Wartburg , die durch der Ungarnkönigin Agnes Nachsucht in eine



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Ruine verwandelt wurde, erhebt sich das nicht mehr im Wesen stehende Schloß Pfungen, ein uralter Bau, der, wenn man der Chronik trauen darf, die Hof- und Lieblingsburg des Herzogs Gottfried von Pfungen, Caroli Magni Großvater, gewesen ist. Um das Schloß herum liegt, gar lieblich, am Fuße des Eigelhards, auf einer unbeträchtlichen Anhöhe, das Dorf gleichen Namens, und in demselben befindet sich ein Brunnen der unter dem Namen Neckelmümmelisbrunnen" ringsherum bekannt ist. Von dem Brunnen erzählt die Volkssage, daß in uralter Zeit an dessen Ouelle der liebste Aufenthalt eines wunderthätigen Mannes, Namens Aeckelmümmeli, gewesen sei. Unterrichtete Leute wissen aber wohl, daß unter diesem "Aeckelmümmeli" Niemand anders zu verstehen sei, als der heilige Priminius, der, von der Insel Reichenau, auf der er geboren ward, herüberkommend, an dem klaren Schattenquell ruhte und sich gottseligen Betrachtungen hingab, So wie jene Insel vor Priminii Zeiten mit allerhand giftigem Gewürm, so war die Gegend um Pfungen mit einer ungeheuren Menge giftiger Schwämme geplagt, welche die Viehzucht erschwerten; und so wie Priminius das Eiland Reichenau vom gifttgen Gewürm, so reinigte er auch die Gegend um Pfungen von den lästigen und schädlichen Schwämmen. Wie in Reichenau, richtete er zuerst mitten in der Gegend ein geweihtes Kreuz auf und verrichtete sodann knieend sein wunderkäftiges Gebet — und wie all' das giftige Gewürm unverweilt sich aufmachte und die Flucht nahm, also, daß der Bodensee drei Tage und drei Nächte lang davon bedeckt war — so auch verloren die Schwämme, welche die Wiesen von Pfungen verderbten, vollständig ihre giftige Eigenschaft, und die Bauern durften nun ohne Gefahr ihr Vieh auf die Weide treiben. Seit der Zeit ist der Brunnen, bei welchem Priminius sich so gerne aufhielt, ein Gegenstand der Ver



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ehrung des Landvolks, einer Verehrung, die sich selbst auf unsere Zeiten übertragen hat.

Der Ort Pfungen war schon zur Zeit der römischen Herrschaft bekannt und hieß damals Pfungos, ein Name, den er den vielen Schwämmen verdankte, welche man zu jener Zeit daselbst auffand und die in der That in diesem Augenblick noch dort sehr zahlreich angetroffen werden. Ebenso scheint Greg. Mangold's Notiz in seiner Schrift von "Stiftung der Clösteren": er habe, da er ein Kind gewesen, seine Eltern, so sie von diesem Brunnen haben trinken wollen, oft sagen gehört: Das segne mir Gott und der heilige Priminius !" auf eine Wortverwandtschaft zwischen der Benennung Aeckelmümmeli und dem Namen dieses Heiligen hinzudeuten:. Im Uebrigen vgl. Nr. 7 S. 34 u. Nr. 18 S. 158 ec.
Copyright: arpa, 2015.

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