Schweizerisches
Sagenbuch.
Nach
müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten
and handschriftlichen Quellen herabgegeben
und mit
erläuternden Anmerkungen begleitet
von
C. Kohlrusch.
Leipzig,
Rob. Hoffnann
1854.
3.
Die Klungerin.
Mittheilung aus Zürich.
An dem zürcher See, in der Städt Zürich selbst und auch sonst wo geht ein altes gespenstisches Weib um, es hat zwei Höcker, einen auf der Brust und einen auf dem Rücken, und an den Händen lange scharfe Nägel. Hauptsächlich ist sie den Kindern feind, welchen man, wenn sie nicht einschlafen wollen, mit ihrem Erscheinen droht; aber auch Erwachsene denen sie des Nachts als böser Alp zusammengekauert auf die Brust hockt und mit ihren langen Nägeln die Hälse zuschnürt, daß sie am andern Morgen ganz elend und erbärmlich anzusehen sind, quält und peinigt sie. Vorzüglich ist dies bei Wöchnerinnen der Fall.
Zu der Klungerin, diesem Stadt- und Lgndgespenste des Kantons Zürich, tritt noch in gleicher Eigenschaft set Bölimann und der Hackenmann hinzu, welche wir schon S. 235 kennen lernten. Ersterem ist der westlich von Zürich liegende Uetliberg als Wohnung angewiesen. Vergl. I. I. Reithard's Geschichten und Sagen aus der Schweiz, welcher den Namen Klungerin von Cia, Klaue, ableitet, weil man sich dieselbe mit langen Nägeln bewaffnet vorstellt. Da sie indessen auch als böser zusammengekauerter Alp gedacht wird, der auf den schlafenden Menschen hockt, vielleicht eher mit Klungel — Knäuel verwandt, das synonym mit dem fränkischen Clungen, dem angelsächsischen Monna, Clywe, Clowe und dem englischen Clew ist. Da die Klungerin vorherrschend den
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Charakter eines Kindergespenstes trägt, sei hier noch der wilde Mann eingereiht, der im graubündner Oberlande daheim ist und mit welchem man in der Gegend von Waltensburg Kindern droht, die sich auf gefährliche Felsen begeben, um wilde Lilien und Steinnelken zu suchen. Man stellt sich dieses Gespenst als furchtbar aussehenden Riesen vor und erzählt sich von ihm, daß er, von Menschen verfolgt, sich auf die Gipfel hoher Tannen flüchte und in kürzester Zeit die stärksten Bäume gleich Weidenzweigen zusammendrille, um seine Verfolger damit festzubinden. (S. deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben von E. Meier S. 170).
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