Schweizerisches
Sagenbuch.
Nach
müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten
and handschriftlichen Quellen herabgegeben
und mit
erläuternden Anmerkungen begleitet
von
C. Kohlrusch.
Leipzig,
Rob. Hoffnann
1854.
24.
Der alte Schimmel.
A. Henne, Schweiz. Merkur, Jahrgang 1832. Heft IV. S. 67.
In den katholischen Alpen war und ist es noch meistens Sitte, daß jeden Abend an einer gewissen Stelle ein Hirt den Abendsegen laut ruft, damit nicht böse Mächte oder Unfälle
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der Heerde schaden. Die Sitte ist uralt, ebenso die Rüfe, die meist versartig sind, z. B.:
Bhüet Gott Ans Vor d's Wolfen Zahn, Vor d's Rappen Schnabel, Vor d's Luchsen Biß u. s. w. |
Es nahm sich sonderbar aus, wenn man vor Zunachten solche Rüfe sich von Alp zu Alp antworten hörte, um die unheimlichen Gewalten zu bannen. Der Rufer hatte dafür einen eigenen Käse als Lohn, den "Rufkäse".
Als dieß einst im Sarganserland einen jungen Knaben traf, rief er unbesonnen zum Schluß; "bhüet Gott All's, as der alt Schimmel nit". — Mit Entsetzen aber sahen die Sennen am Morgen, aus der Hütte tretend, den unglücklichen Schimmel auf dem Dache liegen, ausgeschunden, kohlschwarz und lernten, mit Bittwünschcn nimmer spotten.
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