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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


13. Der Gafarrabühl.


Die Schweiz in ihren Ritterburgen. S. 349.

Bei der Alp Gafarra in Rhätien ist ein Hügel, der Gafarrabühl genannt, ein Versammlungsplatz der Hexen. Oftmals in der Nacht hört man dort liebliche Musik, bei deren Tönen seltsame Gestalten, vom Scheine lustiger Feuer beleuchtet, in luftigen Reigen auf und nieder schweben. Nicht selten nach solcher Nacht haben dann die Hirten auf diesem Hügel seidene Schuhe gefunden, welchen man auf den ersten Blick ansah, daß sie an zarten Frauenfüßen gesessen. Auch ein goldenes Hufeisen fand einstmals ein Hirt an seinem Fuße, was jedoch den andern Morgen in Kohlen zerfiel.

Diese nächtlichen Feste wurden vorzüglich von den Stiftsdamen des nahgelegenen Stifts Schänuis besucht. Sie ritten auf Gaishöcken zu denselben, daher der Gafarrabühl, obschon die Weide auf ihm nicht besonders fett ist, auch ein Lieblingsaufenthalt dieser Thiere ist, und mancher, von dem der Hirt gan; bestimmt weiß, daß er mit der Heerde noch nie auf ihm geweidet, thut da so bekannt, als sei er schon hundert Mal dort gewesen.

Der Gafarrabühl bei der Alp Gafarra, welche nebst der Aeblingen Alp ob Wangs und der Alp nov, "allwo vor Ziten die Walser wohneten" unter das Gericht der Burg Nidberg gehörte, ist im Kanton St. Gallen



Schw.Sagebuch-268 Flip arpa

was die Suleck im berner Oberlande (s. S. 54). Der Sage nach sollen die heidnischen Landbewohner noch zur Zeit der Ausbreitung des Christenthums ihre Frühlingsfeste auf diesem Hügel gefeiert haben, was wiederum ein Beleg für die S. 19 ausgesprochene Behauptung ist, daß an heidnischen Cult- und Opferstätten abergläubische Vorstellungen, welche stets Reste des Götterglaubens unserer Voreltern sind, sich am längsten zu erhalten pflegen. In dem Umstand, daß dieser Hügel vorzüglich mit den Stiftsdamen des Stiftes Schännis bevölkert ist, erblickt Dr. Henne die rächende Nemesis, die sich dafür, daß jene frommen Damen einst eine Alp auf unrechtmäßige Weise zu behaupten wußten, auf diese Art im Volksglauben Geltung verschafft. Die Ouelle gediegenen Goldes aber, welche der Sage nach in dem am Gafarrabühl sich hinziehenden Tobel fließen soll, findet ihre Erklärung in den Münzen, Ringen und anderen Altherthümern, welche in der Nähe jener Lokalität häufig aufgefunden worden sind.
Copyright: arpa, 2015.

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