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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


12. Die Hexe im Schloßweiher von Sulzberg.


Schriftliche Mittheilung.

In dem Schloßweiher des Schlosses von Sulzberg lebte eine Hexe in der Gestalt einer Kröte, welcher, so weit die



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Grenzen der Besitzungen des genannten Schlosses gingen, Macht verliehen war, allen möglichen Unfug anzurichten. Dies that sie auch weidlich; des Nachts, wenn es recht stürmisch und regnerisch war, hüpfte sie aus dem Weiher heraus, nahm ihre wahre Gestalt an und suchte jene Gegend mit Ueberschwemmungen und Hagelwetter heim. Nie aber erstreckte sich der angerichtete Schaden über die Grenzen der Besitzungen des Schlosses Rorschach, dessen Hauspatronin die heilige Anna war. Diese war einstmals dort aus dem Kerker gerettet worden und dankbar schützte sie die Felder und Wohnungen des Landmannes und trieb jene Unholdin von diesen in ihre nasse Wohnung zurück.

Frösche und Kröten waren von jeher im üblen Rufe. Dies erklärt sich aus dem nächtlichen Treiben dieser Thiere. Ja die Kröte ist sogar Teufelsmaske, wie wir aus folgender Sage ersehen: "Auf dem rechten Rheinufer, zwischen Laufenburg und Binzgan, im felsigen Thale das Andalbaches sollen bis zum dreißigjährigen Kriege mehrere Hammerwerke und sonstige Häuser gestanden haben. Wirklich findet man daselbst noch Mauertrümmer und viele Schlacksteine. Aus jener Zerstörungszeit her liegt daselbst viel Geld vergraben. Einmal in der Frohnfastenzeit ging ein Bürger von Laufenburg in genanntes Waldthal, um Holz zu holen. Es war Mittag und, sehr heiß. Er setzt sich unter eine Eiche, um auszuruhen. Plötzlich sieht er unfern von sich gewöhnliche Kohlen langsam aus dem Boden hervorsteigen, die allmählig bis zur Größe eines Korbes anwuchsen. In diesem Augenblicke zeigte sich auf dem Kohlenhaufen eine ungeheure Kröte, die ihn mit feurigen Augen anstarrte. Mit unverwandtem Blicke staunte der Mann eine geraume Zeit diese Erscheinung an, als plötzlich Kohlen und Kröte in den Boden versanken. Als er bei seiner Nachhausekunft erzählte, was er gesehen, sagte man ihm, daß er eine so seltene Gelegenheit , reich zu werden, nicht hätte unbenutzt vorübergehen lassen und sich ohne Umstände der Kohlen hätte bemächtigen sollen. Jene Kohlen seien ein Haufen Gold gewesen, den der Böse in Gestalt einer Kröte bewacht hätte, welcher aber leicht durch Bekreuzigung zu vertreiben gewesen wäre." (Schnetzler, Bad. Sagenbuch. l. S. 160.).Auch Ahriman, dem Gotte der Finsterniß im Zoroaster'schen Religionssystem , schreibt man Krötengestalt zu; ebenso gehörten diese Thiere zu dem Ungeziefer, mit dem er nebst anderen Plagen die Erde überzog,



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als er, im Kampfe mit dem Himmel unterliegend, zu derselben herabgestürzt ward. Was übrigens die obige Sage an sich selbst betrifft, so ist, wenn auch Ueberschwemmungen und Hagelmachen zu den Eigenthümlichkeiten des Hexenwesens gehören, das Charakteristische einer Wassergeistsage in ihr überwiegend.
Copyright: arpa, 2015.

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