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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


1. Die Biene.


Bandlin, schweiz. Merkur. Jahrg. 1835, S 234.

Mne Gesellschaft von Jünglingen, die sich um die Mitternachtsstunde aus der Gemeinde Klein-Fettan in die von Groß-Fettan begaben, sahen, vom Mondscheine begünstigt, auf einer unweit der Straße gelegenen Wiese einen menschlichen Körper auf dem Boden liegen. Nachdem sie sich demselben genähert und ihn umgewandt hatten — denn das Gesicht lag gegen die Erde —- erkannten sie in ihm ein armes altes Weib aus der Gemeinde Klein-Fettan. Da sie dasselbe für todt hielten, trugen sie es in eines der nahe gelegenen Häuser, und legten es in ein Zimmer, in welchem schnell Licht macht wurde. — Ganz betroffen über diesen unerwarteten Fund, sahen sie sich gegenseitig stillschweigend an, als sie in der ärmlichen Stube eine herumfliegende Biene wahrnahmen Sie näherte sich der Leiche und flog in den offenen Mund derselben. Kaum war sie hineingeflogen, so schlossen sich die bleichen Lippen und die Alte richtete sich auf und mahnte die betroffenen Jünglinge, ihren Körper künftighin in Ruhe zu lassen, wenn ein ähnliches Ereigniß um zweiten Male mit demselben stattfinden sollte.

Schon unter den Sagen des Kantons Glarus fanden wir die Vorstellung , die Seele der entschlafenen Hexe stiege durch ihren Mund als



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Biene davon und kehre als solche auf gleichem Wege wieder in sie zurück. Aehnliches kennt auch der serbische Volksglaube, in welcher der böse Geist, der die Vjeschtitza oder Zauberin beseelt, als Schmetterling gestaltet aus ihr davon fährt. Ich hielt dies der Erwähnung werth, da auch in der Schweiz der Schmetterling als dämonisch bösartiges, teuflisches Thier, als Alp, als Nachttoggeli [ber Name einer Phaläne) erscheint. S. Stalders Idiotikon (B. 1. S. 287), der Toggeli von togen, sich über den Menschen bücken, daß er am Athemholen verhindert ist, ableitet.
Copyright: arpa, 2015.

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