Schweizerisches
Sagenbuch.
Nach
müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten
and handschriftlichen Quellen herabgegeben
und mit
erläuternden Anmerkungen begleitet
von
C. Kohlrusch.
Leipzig,
Rob. Hoffnann
1854.
15.
Der spuckende pfaff bei St. Wendel.
Scheuchzer, Beschreibung der Naturgeschichte der Schweiz, 3. Bd. S. 20.
Bei St. Wendel, jenseits der Linth, stand einst eine Kapelle, von der man jetzt kaum noch Trümmer wahrnimmt. Kurz vorher, ehe die Reformation in das Land kam, war dieser Kapelle ein Pfaff vorgesetzt, der die reichen Einkünfte der Kirche, welche er zu verwalten hatte, statt sie zum Besten der Armen und zum Heile der Religion anzuwenden, in Saus
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und Braus verschlemmte und verpraßte. Lampreten, Gemsziemer und die feinsten Weine zierten seine Tafel, bei der ihm ein hübsches, üppig gebautes Mädchen serviren mußte. Von all dem Gutleben ward er aber so dick und fett, daß er, bald ein kurzes Ende nehmend, buchstäblich in seinem Fette esse Obschon der Fleischklumpen, in welchem des Pfaffen Seele gewohnt hatte, nun zur Ruhe gekommen war, so war es mit dieser doch nicht das Gleiche. Noch heutigen Tages sieht man zur Strafe, daß sie den Sinnen des Leibes zu sehr unterthan war und darob die von der Religion auferlegten Pflichten vergaß, dieselbe in der spuckhaften Gestalt eines Pfaffen um den Ort, wo einst die Kapelle stand, herumwandeln.Die Einkünfte dieser Kapelle kamen nach der Reformation an die Kirche zu Schwanden.
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