Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


14. Der Bannhölzler.


Mitgetheilt von Pfyffer zu Neues. Schweiz. Merkur, Jahrgang 1835. S. 189.

In dem untern Roßberg — das Zugerli genannt — in der Höhe ob Walchwyl, bemerkt man viele gespaltene Sandsteinfelsen, in welchem die Natur mancherlei Grotten von verschiedenen Größen und Formen bildete. Die Gegend ist einerseits lieblich und erhaben, anderseits öde und schauerlich . Duftende Blümchen, Bewohner der Alpen, wiegen sich über die steilen Abhänge hinab und die einsame Ringamsel singt ihr melodisches Lied in den dunkeln Gebüschen. Die Felsen dagegen gewähren einen unheimlichen Anblick, und man muß sich nicht verwundern, daß der Volksglaube ein Gespenst dahin versetzt hat. Dasjenige, welches von einem Entlebucher Namens Krummenacher dorthin verbannt worden sein soll und noch daselbst hauset, ist allbekannt unter dem Namen "Bannhölzler," Es erscheint hie und da in der größten Grotte, des Bannhölzlers Thor genannt, und besucht seinen in einer andern Felsenöffnung befindlichen Schimmel,



Schw.Sagebuch-219 Flip arpa

womit er einst alle Nächte jammernd auf der Walchwyler Allmend herumirrte, weil er im Leben durch Meineid diese der Gemeinde Walchwyl gehörenden Grundsücke derselben entfremdete und an Zug brachte.

Er ließ sich vor seiner Verbannung weder necken noch zitiren und erschien manchmal plötzlich da, wo man ihm mit' wenigsten vermuthete. Als Beweis wird unter anderm erzählt, daß einst ein paar lustige Gesellen im Kappelbusche, einer Gegend auf der Walchwyler Allmend, sich mit Kegelspiel ergötzten . Einer, den das Mißgeschick verfolgte, und der immer entweder fehlte oder weniger Kegel traf als sein Kamerad, fing an gräßlich zu fluchen und sagte: "wenn ich jetzt noch einist fehle, so wetti, daß der Bannhölzler selber cham, für mi rühre!" Kaum waren diese unbesonnenen Worte aus seinem Munde, so brauste der Bannhölzler auf seinem Schimmel daher, sprang auf den Boden — man sieht noch jetzt die Eindrücke seiner Füße auf einem Stein — ergriff mit gewalt'ger Faust die Kugel und schleuderte sie auf eine nahestchende Scheune hin.

Vergl. S. 82 No. 42 und S. 213, No. 10. Der Eid, welchen der Bannhölzler leistete, lautete ganz gleich mit dem, welchen uns die zürcher Sage vom "heiligen Stüdli" überliefert.
Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt