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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


11. Der rothe Schuh.


Mittheilung aus Bern.

Unweit Gersau liegt ein Felsstück, das ob seiner Gestalt und Farbe von dem Volke dort der rothe Schuh benannt wurde. Von diesem Felsstücke geht die Sage, es sei in der That ein Schuh, welchen ein grausamer Vater, nachdem er sein Kind ermordet, hier verloren habe, und der jetzt als Zeugniß jener schrecklichen That, in Stein verwandelt, ewige Zeiten an dieser Stelle liege.

In obiger Sage hat der Wunderglaube des Volkes ein Faktum ausgeschmückt , das in der That in jener Gegend stattfand und als dessen historisches Monument die dortige "Kindleigsmordkapelle" zu betrachten ist. Cysat in seiner Beschreibung des Vierwaldstätter Sees erzählt jenes schauerliche Ereigniß mit folgenden Worten:"Ein zimhlicher Weg ab Gersaw ist das Hochgericht, vnnd bald darnach die Landmärk, zwischen bemeltem Gersaw vnnd dem Land Schwietz heißts bei der Steinwand, auch an dem See ist eine Kapellen, heißts bei



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deß Kindleins Mord, also genannt von der unmenschlichen vnnd grewlichen Mordthat, so ein Vater an seinem eygnen Kind daselbsten verübt, der selbig soll ein Spilmann oder Geyger vnnd an der Trieb bei einer Hochzeit gewesen sin, als nun derselbig von der Trieb mit seinem Kind wider hinübergefahren, vnnd das Kind dem Vater im Schiff etlich mahl Brod gefordert, hat er auß Teuflischem Sinn vnnd Vorhaben gesprochen, ja er wölle ihme schon Brod geben, sobald er zu Land komme, vnnd da er an dem Orth da jetzund die Capell steht zu Land gefahren, hat er das Kind bei beyden Füßen genommen, mit dem Kopf umb einen Steinfelsen geschlagen, vnnd jämmerlich ermordet, darüber er auch seinen verdienten Lohn empfangen. Dahin ist auch von andächtigen Leuthen eine Wallfahrt."

Eine andere dem Kanton Schwyz angehörende mythische Sage, ebenfalls eine Mordgeschichte enthaltend, die sich bei Ingenbohl zugetragen haben soll, wird bei einer ganz ähnlich lautenden, im Kanton Glarus erzählten, Erwähnung finden.


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