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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


9. Erdmännchen zeigen Metalladern an.


Kirchen, mund. subterran. VIII. 4. 2.

Zu einem gelehrten Chemiker im Schwyzerland kam einstmals ein Bauer, der ihm im Vertrauen Folgendes erzähle: neulich sei er oben auf einem Berge gewesen, an dessen guß er ein schwarzes Männchen gesehen habe. Das habe gegraben, sei jedoch bald verschwunden, bald aber auch wiedergekommen, um in seiner Arbeit fortzufahren. Da sei er sogleich herabgestiegen, um sich die merkwürdige Erscheinung in der Nähe anzuschauen, er habe aber keine Spur mehr von dem Männchen vorgefunden, dagegen aber an der Stelle, wo es gegraben, wohl die Erzstücke. Hierauf sei er vor einiger Zeit mit mehreren anderen Bauern zusammengekommen,



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deren Hauptbeschäftigung das Suchen nach Krystallen sei; diese hätten ihm eine Stelle gezeigt, wo kürzlich einer von ihnen mit der Hacke eingehauen, und um die anderen zu täuschen, mit verstellter Freude ausgerufen habe: "Ei was für schöne Krystalle finde ich hier!" Da habe sich in dem Felsen drin, plötzlich ein so furchtbarer Höllenlärm, ein gräuliches Gerassel und Getöse erhoben, daß sie alle schleunigst die Flucht ergriffen hätten. Der Chemiker ließ sich von dem Bauer die Stelle zeigen, wo das Erdmännchen gegraben, und siehe, es fand sich daselbst eine reiche Metallader vor.

Folgende dem Kanton Zug angehörende Sage von der Gründung des Walterschwyler Bades, überliefert von Hotz von Notikon, erwähnt der Bergmännchen auf ähnliche Art:"In dem Jahre 1519 zog ein frommer Mann, Namens Sigmund Schwarzmaurer, mit anderen Pilgrimen gen Jerusalem in das gelobte Land. Dort fand er in dem Hause eines Juden eine alte hebräische Chronik , aus der er ersah, daß dessen Voreltern, welche aus dem Stamme Aser gebürtig waren, einst auf der Barburg, so ob Walterschwyl liegt und von Baran seinen Namen hat, ihre Wohnung gehabt hatten. Ferner las er in dieser Chronik, daß auf jenem Berge gegen Mittag eine von Natur warme, gegen Aufgang aber eine kalte Duelle fließe, welche beide Gold, Schwefel, Kupfer und Salpeter enthielten, und außerdem noch von herrlichen Kräften wären. Als man aber vor 1400 Jahren dem Golderz, von welchem das Wasser fließe, nachgegraben, habe man das warme Wasser verloren *) und sei auch von Bergmännlein arg geplaget worden. Hierauf seien die stürmischen Zeiten gekommen, in welchen die Bewohner der Barburg, jene Juden, vertrieben und die Burg sammt den Bädern,



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die man an den Duellen gebaut hatte, zerstört worden wären. Hierdurch sei Alles verloren gegangen.

Als nun jener Pilger aus dein gelobten Lande zurückgekehrt war, hatte er, was er in jener Chronik gelesen, nicht vergessen, sondern sich wohl gemerket. Alsbald zog er in Begleitung drei anderer Männer; des Werni Steiners, des Hans Stockars und des Hans Brandenbergs, nach jenem Orte und forschte den verschütteten Duellen nach, von denen es ihm nach vieler Mühe gelang. die kalte wieder zu entdecken. Von Gold und anderen Metallen fand sich jedoch nichts mehr in ihr vor, dagegen merkte man gar bald, daß ihr Wasser gar gut sei für allerlei Krankheit; daher man es auch in Cysternen auffing, um es vor der Vermischung mit dem Regenwasser zu hüten; daneben aber baute man ein Saus für diejenigen , so zu ihrem Nutzen davon trinken wollten. So entstand nach und nach das Walterschwyler Bad."

Vgl. No. lV der Toggelisagen des Kantons Bern. S. 22.


Copyright: arpa, 2015.

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