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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


5. Der Elbst.


Mitgetheilt nach Reithardt, Geschichten und Sagen aus der Schweiz. S. 2s3.

In der Tiefe des Seelisbergersee's haust, ein Ungeheuer, den Bewohnern jener Gegend unter dem Namen der "Elbst" bekannt. Es hat die Gestalt einer Schlange, einen schuppenbepanzerten Leib, Füße mit Krallen gleich den Drachen; aber nur selten zeigt es sich in dieser seiner wahren



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Gestalt. Bald schwimmt es als moosbewachsener Stamm, bald als schmaler grünender Inselfleck, von den Ufern losgerissen , bald auch als blüthenvoller Zweig auf der Oberfläche des See's. Wehe dem, der sich diesen trügerischen Lockildern zu nähern wagt. Hinab ziehen den Getäuschten unrettbar die Krallen des Ungethüms. Aber auch das Eigenthum der Sennen ist von ihm gefährdet, denn oftmals des Nachts wälzt es sich empor an das Ufer des See's und zieht in scheußlicher Gestalt über die Weidplätze der Alpen hin. Am andern Morgen dann ist Vich, das erwürgt, Spuren von scharfen Krallen tragend, ; zerstreut auf ihnen herumliegt, den Sennen Zeugniß seines schauerlichen Besuchs.

Ein den Menschen und den Thieren feindlicher Dämon zeigt uns der Elbst die Natur des im Wasser wohnenden Nives, welcher alles Lebende als Opfer hinab in die kühle Tiefe zieht, so wie den Charakter der gleich bösgesinnten Schwarzelbe (s. S. 19). Der Name selbst von alf, alp (die gothische Form ist albs), elbe abstammend, mag diese Verwandtschaft am besten bezugen. Die Vorstellung vom Elbst ist also heidnischen ursprunge, er ist einer jener Wassergeister, welchen schon römisches und celtisches Alterthum bestimmte Weiher und Flüsse als Wohnungen anweisen und dem vielleicht erst spätere Vorstellungsweise seine jetzige Drachengestalt verlieh.Der eine Viertelstunde lange und 10 Minuten breite Seelisbergersee liegt in reizender Umgebung südlich von der Pfarrgemeinde gleichen Namens in der Nähe von Treib. Einer optischen Täuschung, welche den Charakter dieses See's noch mythischer färbt, erwähnt Cysat in seguer Beschreibung des Vierwaldstätter See's (S. 249). Er berichtet:"Auf dem ohnweit des Vierwaldstetter See's gelegenen Seelisberg ist ein kleiner See, auf dessen Boden man vor Zeiten, wenn sein Wasser recht klar war, ganz deutlich eine Heerde Schweine weiden sah, die aber sich bald auf den Rücken legten und dann das Ansehen noch roher erst abgezogener Kalbfelle annahmen."
Copyright: arpa, 2015.

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