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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


14. Gottes Blut.

Musculi, Fluch-Teufel.
Steinhart, epitome historiarum. p. 566.
Butneri, epitome historiarum. p. 48.
Simon de Vries, histor. Ocean. S. 231.
I. W. Wolf, deutsche Märchen und Sagen. S. 302.

Im Jahre 1553 saßen unweit Luzern drei Spieler zusammen in heißem Spiel; einer von ihnen war besonders unglücklich und kam so weit, daß er seine letzten Pfennige einsetzte; darüber wüthend, schrie er, auf seine diesmal besonders gute Scheiben schauend: "Gewinne ich nun nicht, wahrhaftig, ich steche Gott im Himmel meinen Dolch in den Leib u Ueber eine so gräuliche Gotteslästerung hätten die andern ihn ziemlicher Weise mit harten Worten angehen müssen; das thaten sie aber nicht; sondern machten ruhig fort in dem Spielen, und siehe, der Flucher verlor. Rasend zog er seinen Dolch aus dem Gurt und schmiß denselben unter den abscheulichsten Verwünschungen gegen den Himmel. Niemals



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hat man denselben wieder finden können; dagegen sielen drei Blutstropfen, die gan; frisch und roth aussahen, aus der Luft und auf die vor den Dreien liegenden Spielscheiben nieder. Zugleich erhob sich ein fürchterliches Unwetter, und während desselben fuhr der Teufel sichtbarlich herzu und packte den schnöden Lästerer, um ihn zur verdienten Strafe mit sich zu führen. Die andern wollten, erschrocken darüber das Blut mit Wasser von den Scheiben abwaschen, vermochten es aber nicht; so wurde es denn auf Befehl der Amtleute nach Willisau gebracht und dort ewigem Gedächtniß bewahrt. Darauf faßte man die zwei andern Spieler, um sie ins Gefängniß zu bringen; der eine fiel aber unter der Thür nieder, wurde in demselben Augenblick von Millionen von Läusen befallen und nahm also inmitten des. umstehenden Volkes ein jämmerliches Ende. Dem andern machte man den Prozeß und schlug ihm den Kopf ab.

Drohungen gegen Gott und die Heiligen, Fluchen und Lästerung anderer Art läßt der Volksglaube gern die Strafe auf dem Fuße folgen. Das schnelle Ereiltsein von der Strafe der beleidigten Gottheit charakterisirte schon den religiösen Glauben des Alterthums. Die Erinnyen waren die schnell schreitenden Rachegöttinnen, eine Allegorie der Gewissensbisse , welchen der Sünder sofort nach begangenen Verbrechen verfällt . — Eine ähnliche Sage wie obige bringt S. Temme in seinen Volkssagen von Pommern und Rügen S. 311. Sie lautet: "Ein Amtmann von Stettin vergaß sich, als seine Felder einst durch einen acht Wochen anhaltenden Regen bedeutend gelitten hatten, so weit, drei Schüsse nach dem lieben Gott gen Himmel zu schießen. Als Strafe für diese Frevelthat sank er beim dritten Schuß sofort bis mitten an den Leib in die Erde und mußte so eines elenden Todes sterben." Noch ähnlicher erzählt Wolff in seinen "deutschen Mährchen und Sagen (S. 304): "Ein Spieler hatte durch Würfeln Alles verloren und verzweifelte darob dergestalt, daß er einen Bogen ergriff und einen Pfeil gegen den Himmel schoß, wie wenn er des Himmels Herrn hätte durchbohren wollen. Bald aber fiel der Pfeil vor dem Frevler nieder und als dieser ihn genau besah, fand er ihn mit frischem Blute gefärbt. Das ergriff ihn also, daß er seine Sünde bereute und schwere Buße dafür that."



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Ebenso berichtet Schnezler in seinem "Bad. Sagenbuch" (B. IL S. 624) von einem schwedischen Fähndrich, der, als er im I, 1631 in der Klosterkirche von Amorbach dem Bilde der Muttergottes sein kostbares Kleid habe stehlen wollen, für diesen Frevel plötzlich erblindet sei und erst bei reuevoller Zurückgabe des gestohlenen Guts sein Augenlicht wieder erhalten habe.
Copyright: arpa, 2015.

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