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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


13. Das Erdmännchen im unterirdischen Gange der Seeburg.

Unter dem nicht weit von Luzern gelegenen Thurme Seeburg ist ein unterirdischer Gang. In demselben soll ein Erdmännlein hausen, welches ein schwarzes, wahrscheinlich mit Schätzen gefülltes Kästchen bewacht. Pächter aus der Umgegend will dasselbe drei Jahre hintereinander während den Hundstagen gesehen haben. Seiner Beschreibung nach ist es zwei Fuß hoch, hat einen langen, weißen Bart und weiße Backen. Auf dem Kopf trägt es ein rothes Barettchen; Schuhe hat es keine. Jener Pächter sah es gerade, als es sein grünes Röcklein, welches wahrscheinlich von dem im Gange heruntersickernden Wasser naß geworden war, auf das Gras wie zum Trocknen ausgebreitet hatte.

Vier herzhafte Studenten wollten es einmal in dem unterirdischen Gange selbst aussuchen. Kaum hatten sie ihn aber hessen, als der erste, welcher eine Fackel trug, dieselbe fallen ließ, und sich eilig aus dem Gange heraus an das Tageslicht flüchtete. Hier erzählte er seinen Begleitern, welche



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ihm gefolgt waren, daß er einen Hasen mit feurigen Ohren erblickt habe.

Hasen als spuckende Thiere kommen im Volksglauben häufig vor. Gewöhnlich sind es verwandelte Segen (vergl. S. 112), oder wohl gar der Teufel selbst (vergl. S. 64), lassen sie sich aber in der Nähe von Schätzen erblicken, so sind sie die gespenstische Hülle verdammter Seelen, welche, auf Erlösung harrend, sich unter den verschiedenartigsten Thiergestalten zeigen. So als Katzen, als Kaninchen, Hunde, Ziegen ec.Die Seeburg liegt am Gestade der luzerner Seebucht und ist die Ruine eines Wachtthurms, drei Viertelstunden von Luzern, der zur Zeit König Albrechts von Oesterreich erbaut worden sein soll und wahrscheinlich als Schutz gegen feindliche Ueberfälle gedient hat.
Copyright: arpa, 2015.

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