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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


6. Die verwünschte Jungngan auf der Scheibenfluh.


Kirchen, mund. subterran. Viii. 4. 2.

Auf der Scheibenfluh gedeihet weder Baum noch Gras; aus ihrem Gipfel ist aber eine Höhle, darin wohnt eine verwünschte Jungfrau, welche Salina heißt und daselbst auf einem Verwünschten Schatz sitzet, den sie hütet. Viele, die sich in diese Höhle hineingewagt, haben große Klumpen Goldes von da zurückgebracht.

Schatzhütende Jungfrauen kommen in den Volkssagen sehr häufig vor. Auch in dieser Sammlung sind wir bereits einer ähnlichen Vorstellung begegnet (S. 75). Nach christlicher Anschauungsweise sind dieselben gewöhnlich unselige Geister, welche auf Erlösung harren und durch das Anbieten und Austheilen von Schätzen zu dem Schweren Werk ihrer Erlösung aufmuntern wollen. Zu den Wesen dieser Art gehört unstreitig die wiße Jungfrau auf der Sulzalp (S. 75), in der Jungfrau Salina prägt sich indessen ein mehr heidnischer Typus aus, welcher, da Sauna von Sal, Salz, Salzfrau bedeutet, an jene Frauen oder Priesterinnen des Heidenthums erinnert, welchen einer sehr wahrscheinlichen Muthmaßung nach in jener Zeit das Sieden des Salzes, das als eine von der Gottheit unmittelbar ertheilte Gabe galt, anvertraut war, nur daß das Salz, das in den Augen unserer heidnischen Vorfahren in so hohem Werthe stand, daß man den Besitz einer Stätte, an der eine Salzguelle entsprang, eines blutigen Krieges für werth erachtete ), in Folge anderer Begriffe von Werth und Kostbarkeit sich in unserer Sage in einen Schatz und Goldklumpen verwandelte.Die Scheibenfluh, auch Scheibengütsch genannt, ist ein Felsstock im Entlibuch und liegt hart an der Grenze des bernischen Amts Thun.
Copyright: arpa, 2015.

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