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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


18. Das Schlangenheer auf der Alp les Grosses- Combès und die Sage vom Schmarzensee.


Alpenrosen. 1823. S. 127.

Vor alten grauen Zeiten bewohnte ein wahres Schlangenheer die Alp les Grossses-Combès am Ahornberge. Das Ungeziefer biß Menschen und Vieh, und stiftete vielen Schaden. Bei jedem Schritte, den man that, wurde man von Schlangen angezischt. Sie drangen in den Stafel, soffen Rahm und Milch, stahlen Brod, Käse, Zieger ec, ec., und wanden sich um die Hälse der heulenden Kühe, welche dann blutigrothe Milch gaben. Am Ende kamen die Sennen nur mit Furcht und Schrecken nach les Grossses-Combès, und die stets sich mehrenden Schlangen trieben's so arg, daß sich auch der beherzteste Küher nicht mehr hinwagen durfte.



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Da gingen die betrübten Aelpler nach Altenryf *) zu einem ehrwürdigen Pater, der im Rufe der Heiligkeit stand, und erzählten ihm ihr Herzeleid. Er erbarmte sich ihrer, und versprach ihnen seine geistliche Hülfe. Den folgenden Sommer kam der Mönch, wie er versprochen, nach les Gross-Comds. Unerschrocken kat er mitten in das Schlangenheer, das ihn nicht berühren durfte, aber hoch sich bäumend ihn umzingelte und geifernd anzischte. Der Himmel verfinsterte sich, ein fürchterliches Gewitter nahte heran. Es donnerte ohne Unterlaß; die Erde dröhnte; es fielen Schlossen nußgroß, und mit Menschenhaar vermengt; jeden Augenblick droheten die Wolken zu bersten. Von ferne sahen die Sennen mit Grausen und Entsetzen zu. Ruhig, aber ernst, verrichtete der Mann Gottes seine Gebete, besprengte die giftigen Schlangen mit Weihwasser, beschwor sie, streckte gebietend seine Hand aus, und verbannte sie sammt und sonders bett tiefen Grund des nahen See's. Vor Grimm spieen die Schlangen Gift und Feuer aus. Ihre Augen glänzten wie die Sternlein am Firmament in einer dunkeln Sommernacht. Alles umsonst: denn kaum hatte der Pater die letzten, entscheidenden Beschwörungsworte gesprochen, so klumpten sich die pfeifenden Schlangen gehorsam zusammen, und rollten mit fürchterlichem Getöse, wie eine Schneelawine, die steilen Berghalden über Stock und Stein, alles mit sich forkeißend, hinunter in die Tiefen des nahen See's, dessen Grund von da an ganz kohlrabenschwarz aussicht, weßwegen man ihn auch den Schwarzensee nennt.

Der Pater winkte die erstaunten, frohen Aelpler zu sich. Mit dem Ungeziefer war auch das Gewitter verschwunden ; die Bäume trieften noch, aber die Sonne glänzte wie



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der. Vor Freude weinend, bezeugten die Sennen dem Manne Gottes ihren Dank, und aus Erkenntlichkeit für den geleisteten großen Dienst gelobten sie, jährlich von ihrer Alp einen schweren, fetten Käse im Kloster Altenryf auf dem Altare des heiligen Bernhards zu opfern. Zum Zeichen, daß beides, Wunder und Gelübde, wahr sei, drückte der Mönch seinen rechten Fuß auf einen nahen Block von Kalkstein , wo heutzutage noch der Mönchstritt zu sehen ist.

Vergl. Kanton Bern No. 7. S. 34.


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