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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


17. Das goldene Zeitalter der Alpen.


Bridel, Conservateur suisse. r. IV. e. 267.

Es gab eine Zeit, wo alle jene starren Felsen, Gletscher und Eismeere sonnige Tristen waren, auf denen das fetteste Gras und der saftigste Klee wucherte. Keine Giftblumen waren damals vorhanden, jede Blume war dem Vieh gedeihlich, so daß die Kühe und Ziegen dreimal des Tages gemolken werden mußten. Diese Zeit war das goldene Zeitalter der Alpen. Von ihm erzählen die Sennen und Hirten:

Damals waren die Kühe von ungeheurer Größe; sie hatten einen solchen Ueberfluß an Milch, daß man sie in weite Gräben melken mußte, welche sehr bald gefüllt waren. In Nachen fuhr man aus, um den Rahm von diesen Bassins abzuschöpfen. Eines Morgens verrichtete ein junger, schöner Hirte diese Arbeit, da plötzlich warf ein Windstoß das Fahrzeug um, der Unglückliche ertrank. Die Jünglinge und Jungfrauen des Thales betrauerten sein trauriges Ende und lange Zeit suchten sie seine Leiche, um sie zu bestatten, aber vergebens. Erst nach einigen Tagen, als man die Butter schlug, fand sie sich in der Mitte der Wellen eines schäumenden Rahms, der sich in einem Butterfaß



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von der Größe eines Thurmes hoch aufblähte. Da bestattete man die Leicht Die Grabstätte aber, wo man sie beisetzte , war eine weite Höhle, von den Bienen mit Honigscheiben ausgefüllt, die so groß wie die Thore der Stadt Freiburg waren.

Die Vorstellung von einem entschwundenen goldenen Zeitalter, worin Milch und Honig floß, trifft in heidnischer und christlicher Anschauungsweise zusammen. In der nordischen Mythologie stand es dem Idavöllur oder Idafeld, dem Versammlungsorte der Asen, gegenüber, welche nach dem Weltuntergange denselben mit der neu verjüngten Erde überleben. In christlicher Anschauungsweise ist es der sinnliche Begriff eines verlornen Paradieses, das wir neben dem künftigen kennen. Dieses ist der Aufenthalt der Seligen bei Gott, jenes der Garten Eden, der den Menschen durch den ersten Sündenfall verloren ging.
Copyright: arpa, 2015.

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