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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


8. Die rothe Frau auf Schloß Pigritz.


Alpenrosen. 1824. S. 45.

Jeden Quartember-Abend, sobald die Betglocke geläutet, fängt in einem der vergitterten Gemächer des Schlosses Pigritz *) ein fürchterliches Gespenst an zu rumoren, was bis gegen Mitternacht dauert. Oft sieht man es, ganz roth gekleidet, in Weiberkacht am Fenster, mit feuersprühenden Augen, jämmerlicher heulend, als der Uhu im Walde. Sobald die Mitternacht herannaht, öffnet sich die Schloßthurm Da schreitet stöhnend und seufzend die rothe Frau, so nennt man das Gespenst, langsam die Treppe hinab, schwere Ketten nach sich schleppend, einen Dolch in der Brust, aus welcher Blut fließt; und so wandelt sie wie ein furchtbarer Schatten bis zum Gewölbe unter der Kapelle, wo sie mit entsetzlichem Getöse verschwindet.

Die Sage von der rothen Frau auf Schloß Pigritz steht offenbar im Zusammenhange mit einer andern Sage, welche sich an die gleiche Lokalität bindet, jedoch mehr historischen Gepräges ist. Diese erzählt: Zur Zeit



Schw.Sagebuch-144 Flip arpa

des deutschen Königs Lothar, die eine Zeit voll Unruhe und Unheil für das Land war, wurden im Jahr 1126 die beiden Herren von Glane, Peter und Philipp, des Grafen Ulrichs Söhne, mit dem Grafen Wilhelm von Burgundien zu Peterlingen durch ihre eigenen Leute ermordet, wo sie so eben von einem Heereszuge rasteten. Von da habe sich einer dieser Elenden nach dem Schlosse Pigritz aufgemacht, um seiner Herrin, in der Hoffnung, sich das Eigenthum seiner Herrschaft anzueignen, dasselbe Schicksal zu bereiten. Die gräßliche Unthat gelang, aber nicht ihr schändlicher Zweck, da Peter von Glane mehrere Söhne hinterließ, welche unter dem Schutze Konrad's von Zähringen wieder zu ihrem Eigenthum gelangten.
Copyright: arpa, 2015.

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