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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


4. Der Böse auf dem Moléson.


Franz Kuenltn, Alpenblumen aus dem Greierser Land. S. 67.

Wer am Abend vor Sankt Johannistag auf den Kulm des Molèson steigt und sich daselbst eine kahle Stelle aussucht, wo er weder läuten noch reden hört und weder Halm



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noch Farrenkraut blüht, dem erscheint daselbst der Fürst der Finsterniß und überreicht ihm einen mit Goldstücken gefüllten Beutel. Doch muß derjenige, der das Wagstück ausführt, des Beutels wirklich bedürftig sein.

Eine Erläuterung obiger Sage erscheint nicht nöthig, da das Mythische in ihr durch die Erläuterung zu Catillion la Toascha hinreichend Erklärung findet; dafür sei es mir erlaubt, hier folgen zu lassen, was F. Kuenlin über die Abstammung des Namens Moußon, dieses Brockens des Greierser Landes, mittheilt:"Vor zwei oder dreihundert Jahren wüthete die Pest zu verschiedenen Malen in der Schweiz. Auch Greiers und die Umgegend blieb von dieser schrecklichen Plage nicht befreit; denn die Seuche hatte so viele Männer und Frauen und Kinder hinweggerafft, daß die meisten Häuser wie ausgestorben waren.Die Gesunden, vom Schrecken ergriffen, flüchteten sich, und mit hinlänglichen Lebensmitteln versehen, erklommen sie den höchsten nahen Berg, und lagerten sich aden Stafeln, hoffend, der mörderische Pesthauch werde nicht hinaufdringen bis zum Bereiche der reinen Alpenluft. Einige blieben zurück, um Freunde und Verwandte zu pflegen, die von der Pestilenz schon angesteckt waren. Als aber auch diese elendiglich gestorben, wollten sie nicht länger im gefährlichen, ungesunden Thalgrunde bleiben, weil sie die Zahl der Opfer nutzlos vermehrt hätten. Sie erstiegen also wie die erstern den hohen Berg. Als sie sich am Fuße des Gipfels befanden, fragten jene, welche sie gewahr worden, von oben in ihrem greierzer Dialekte: "Quemin va par-d'avo ? *) — Diese erwiederten sogleich: "Mô-lê-son et bin le-astro **), und von da ist der Name Moléson ***) dem Berge auch stets geblieben. So glaubt man größtentheils im Greierser Lande, besonders im obern Theile."
Copyright: arpa, 2015.

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