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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


54. Die wunderbare Kirche.


Mittheilung aus Bern.

Hoch oben in den Eisfeldern des berner Oberlandes ist mitten in einem Gletscher ein wunderbares Eisgewölbe, das vollkommen dem Innern einer Kirche gleicht. Krystallene Säulen Sagen die Kuppel des gewaltigen Domes, dem kein Bauwerk auf Erden gleichkommt. Diese Eiskirche, in der selbst der Altar und Heiligenbilder als Schmuck der Wände nicht fehlen, soll in früherer Zeit ein stark besuchter Wallfahrtort gewesen sein, wo Kranke Genesung fanden. Ob aber diese Kirche noch vorhanden, weiß man nicht, da von der Stelle, wo sie der Sage nach steht, seit Menschengedenken ohne Unterlaß ein eisiger Wand herwehet, der die Glieder mit Todeskälte durchschneidet, daß sie erstarren und ein weiteres Vordringen nach ihr unmöglich ist.

Die im Gebirge vorkommenden Wind- und Wetterlöcher, welche nicht selten von den Sennen als Milchkeller benützt werden und aus denen im Sommer fortwährend ein kalter Wind weht, dessen Kälte mit der atmosphärischen Luft zunimmt, sowie die in der That wunderbaren Eisgrotten, welche man schon weit unter der Schneelinie antrifft, sind wohl die natürlichsten Bildungsmotive obiger Sage. Eine solche Eisgrotte ist das Schafloch am Thunersee, 5604 Schuh über dem Meer, und die Eishöhle von St. Georges, welche 2562 Fuß über dem Genfersee auf einem Absatze des vordersten Jurazuges liegt. Jene kalten Luftströmungen erklärt Saussure dahin, daß das Bergwasser, welches jene Wind- und Wetterlöcher bildenden Felsenspalten umgibt und langsam durchsickernd in dieselben eindringt, mit dem sie durchströmenden Luftzug in Berührung kommt und diesem seine Wärme entzieht.
Copyright: arpa, 2015.

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