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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


38. Der schwarze Mann.


Von C. Walti mitgetheilt.

Auf einer Alp im Oberhasli wurden vor Zeiten den Sennen Kühe getödtet und zwar immer diejenigen, welche am reichlichsten Milch gaben und die schönsten waren.

Mancher Aelpler, der nicht ab der Alp ziehen wollte, in der Meinung, es werde besser kommen, oder er könne endlich dem Wesen in's Spiel gucken, kam fast um all sein Vich. Endlich am es so weit, daß gar niemand mehr die furchtbare Alp bewohnen konnte.

Von nun an sah man öfters eine Kuh, die im saftigen Gras weidete und eine Stimme erscholl: Wer diese Kuh in einer Stunde fertig melkt und eine Nacht in der Hütte bleibt, der erlöst die Alp.

Manch wackerer Jüngling ging hinauf und unternahm das Wagstück, aber nie kam einer von derselben zurück.

Endlich ging ein herzhafter Aelpler ab einem andern Berg hinauf. Er traf die Kuh im Stall der Sennhütte an und unternahm sein Werk. Ganze Melchtern voll Milch entzog er ihrem Euter; aber als ihm sein Unternehmen gelingen wollte, kam mit fürchterlichem Gepolter ein schwarzer Mann zu ihm in den Stall, der auf mancherlei Art ihn in seiner Arbeit stören wollte. Der Hirt aber achtete sich des unsaubern Gesellen wenig und gab ihm auf seine Reden und Fragen keine Antwort; darum ist es ihm auch geglückt, daß er in einer Stunde fertig wurde mit dem Melken.



Schw.Sagebuch-079 Flip arpa

Ueberall ist ihm der schwarze Mann nachgefolgt und hat immer Gleiches gethan, was er. Ging der Senn in's Milchgaden , die Milch in die Gepsen zu schütten, marschirte er demselben nach und machte die gleichen Bewegungen des Senns; ging er in den Keller, in die Küche oder in den Futtergang, that der Schwarze desgleichen.

Selber in's Bett folgte der ungebetene Gast und legte sich mit seinen eiskalten Gliedern neben den Hirten; aber um Mitternacht stand er auf, ging in die Küche und grub mit einem Bickel ein Loch in die Erde. "Komm, hilf jetzt!" rief er dem unerschrockenen Senn zu; "komm, hilf da!" Der Hirt zeigte aber nicht große Lust, in mitternächtlicher Stunde einem solchen Schlafkameraden zu helfen und blieb auf seinem Strohsäcke liegen. Bald erschien der Schwarze noch einmal unter der Gadenthür, hielt ihm ängstlich an, er solle doch kommen und ihm helfen. "Ich rufe dir," sagte er nun noch einmal, "und wenn du das dritte Mal nicht mitkömmst, siehe dann, wie es dir ergeht." Wirklich folgte er ihm auf das dritte Rufen hinab in die Küche. Da war ein großer Kessel abgedeckt, welcher angefüllt war mit Silber und Gold. Denselben zogen sie nun mit seinem Inhalt auf die Oberfläche des Bodens heraus und der alte Freund der Mitternacht sonderte das Geld in drei Haufen. "Siehe," sagte er, "du hast dich brav gehalten, die Alp ist erlöst, dieser Haufe da ist darum deine Belohnung; der da, der mittlere, gehört dem Herrn an, dessen Eigenthum die Alp ist, und jener dort denjenigen, welche auf diesem Berge verarmet sind." Nachdem er das gesagt, verschwand er, und nie mehr nahm man etwas von ihm wahr,


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