Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


35. Vom Gauliweiblein, Eugstlenfräulein und Geißmaidlein.


I. R. Wyß, Reise in das berner Oberland. il. Abtheil. S. 715.

Ein Schweizer aus dem berner Oberlande war einst vor einer ziemlichen Zeit auf Reisen in der Fremde und eines Abends kehrte er in einer abgelegenen Hütte ein, wo ihn ein alter Mann mit Gastfreundschaft empfing. Nach mancherlei Gesprächen gab der Greis sich dem Wanderer als einen Oberhasler zu erkennen, den der Kummer von der Heimath in das Ausland getrieben. Ihm waren drei schöne Töchter verfluchet worden ; und bis auf diesen Tag sind alle drei, von der Bezauberung noch unerlöst, auf hohen Haslerbergen, wo sie oft mit Spuck sich zeigen, Zuerst im Gauligletscher haust das Gauliweiblem, und erscheint, von einem Hündchen begleitet, oft den Sennen in dem hintern Urbachthal. Zum zweiten irrt das Engstlenfräulein an der Engstlenalp



Schw.Sagebuch-074 Flip arpa

zu hinterst in dem Gentelthal und von den Hirten gar viel Mal erblickt. Zum dritten weilt das Geißmaidlein auf den Höhen des schönen Hasliberges, und hat wohl öfters schon einsame Knaben angelockt zum Buhlen. Doch, als es noch vor Kurzem mit einem hübschen still gearteten Jungen auf den Heuboden einer Scheune steigen wollte, ließ es ein paar Geißfüße sehen, und der bang erschrockene Jüngling schlich seitab von dannen, weil bei diesem Anblick ihm nicht mehr geheuer war. — Wie dieser dreifache Zauber zu lösen sei, weiß wohl der Alte nur, der in der Fremde wohnt; doch hat er Niemanden noch es mitgetheilt, und Niemand weiß, wo er zu finden, Niemand ob er noch am Leben sei.

Einer anderen Sage nach soll der hier erwähnte Gauligletscher früher eine fruchtbare Alp gewesen sein, welche die Berggeister, von den Bewohnern des Urbachthales beleidigt, zerstört hätten; das hierher gebannte Gauliweiblein aber sei die Tochter eines reichen Sennen gewesen, welche für ihren Uebermuth diese Strafe erleide.
Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt