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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


32. Die Burggeister auf Mannenberg *).


Mitgetheilt von C. Burgener, schweiz. Merkur Jahrg. 1835. heft 7. S. 54.

In den Ruinen ber beiden im Jahr 1350 durch die Berner, Thuner und Frutiger auf ihrem Streifzug ins obere Simmental, nebst Laubegg, niedergebrannten Burgen Mannenberg, liegen große Schätze verborgen, welche durch die Burggeister so lange gehütet werden, bis jemand zu guter Stunde kommt und ein Unterpfand liefert, das aber Niemand kennt, so daß ungeachtet mancher Versuche der Schatz nicht gehoben werden konnte, den doch die in großer Pein schmachtenden Geister der Burgherren gern abgeben möchten.

Ein alter wohlberichteter Schulmeister kam eines Abends, in der Mitternachtstunde, in Begleit eines Geisterbeschwörers zur untern Burg Mannenberg. Der Wundermann begann zweimal vergebens seine Beschwörung, erst beim dritten vernahm man aus der Tiefe des Burgverließes eine dumpftönende Stimme.



Schw.Sagebuch-071 Flip arpa

"Wie heißest du?" war die Frage des Beschwörers."

"Hans von Schlenggwyl, edeln Stammes gus Oestreich""

"Hast du Geld, so du hütest?"

"Ja, aber nicht für dich !""

"Wem gehört denn dieses Geld ?"

""Dem Haus Oestreich.""

"Was ist für ein Unterpfand oder Lösemittel ? Ist es eine Katze, ein Bock ec.?"

""Du weißt nun, was nöthig ist, lass' mich in Ruh!""

Damit nicht zufrieden, fing der Beschwörer seine Arbeit aufl Neue an, indem er auf der Mauer des Burgverließes auf der Seite des Felsens gegen der in tiefem Grunde fließenden Simme neben dem Schulmeister stand.

Aber statt Antwort erdröhnte die Burg, und mit Gerassel und fürchterlichem Geheul stieg aus der Tiefe des Verließes ein schrecklich gestaltetes Ungethüm und packte den Beschwörer und schleuderte ihn weit über die Felswand hinaus in dai schauerlichen Abgrund — sein weißer Leinwandkitel bezeichnete als ein langer Stich durch die Luft seine Abfahrt. Er valor sich in der Tiefe — niemand hat nachher etwas von ihm weder gehört noch gesehen.

Der Schulmeister fand seinem Heil angemessen, auf einer andern Seite die Flucht zu ergreifen, und nachher an keine fena Versuche zur Schatzhebung zu denken, so lockend auch manchmal noch der Geistergesang auf Mannenberg durch die Lüfte fuselte, wie ihn die Landleute der Umgebung oft vernommen Sahen wollen.


Copyright: arpa, 2015.

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