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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


30. Mühlen Seiler.


Von C. Walti mitgetheilt.

Mühle-Seiler war ein Geisterbanner aus dem Amte Signau, wo er zu Mühleseilen wohnte, von welchem Orte er auch wahrscheinlich seinen Namen hat. Große und kleine Ungeheuer mußten seiner Gewalt unterliegen. Die meisten Gespenster, welche hie und da den Bauern in ihren Ställen, in der Küche, in dem Keller hinter den Weinfässern und sonst wo spukten, nahm er hinweg und verbannte sie in das Rothenthal.

Des Nachts ging er oft mit den ihm untergebenen Geistern auf der Straße spazieren, wobei er immer den Hut unter dem Arm trug, und die ihm begegneten-erzählen, haß er dann zu ihnen gesagt habe: "Seid doch so gut und geht ein wenig auf die Seite, es kommen da Herren t" — Dann habe es gemacht, als ob eine große Menge Pferde durch die Straße hintabelte.

Viele versichern auch, ihn mit seinen Herren steilen, glänzenden Felsen nach wandeln gesehn zu haben. Hin und meder exercirte er auch mit ihnen und man vernahm dann ein Donnern und Tosen bis weit in die Ferne hin; dann sagten die Leute: "Die Roththalherren exerciren, es gibt ander Wetter."

An das Seitenthal von Röthenbach, in welchem der in obiger Sage erwähnte, Weiler Wühlefeilen liegt, von dem unserer Geisterbanner und Zauberer seinen Namen haben soll, knüpft sich noch eine andere Sage, nach der ehemals auf der Waldhexe von Würzbrunnen eine Stadt stand, die mit einem Götzentempel und von einem Opferhain umgeben war. Bei einem feindlichen Ueberfall sei diese Stadt niedergebrannt worden , von welchem Unfall das später erbaute Würzbrunnen, d. i. bis



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auf die Wurzel niedergebrannt, seinen Namen erhalten habe. Auch der Röthenbach, der von dem vielen vergossenen Blut ganz roth gefärbt worden sei, verdanke diesem Ueberfall seine jetzige Benennung; eine andere Version, welche dies einem näher liegenden Ereigniß, einer im Jahr 1383 zwischen den Grafen von Thierstein und Kyburg und den Bauern gelieferten Schlacht, in welcher die erstern den Kürzern zogen, zuschreibt, ist jedoch unstreitig historisch richtiger. Heute noch ist der alte Reim bekannt:
Diewil daß Blut loff durch den Sand
War er der Röthenbach genannt.
Im Uebrigen vergl. "Die Herren von Rothenthal" S. 35.
Copyright: arpa, 2015.

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