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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


29. Die Segen im Foferenwalde.

Nicht weit vom Dorfe Tschugg am südlichen Abhange des Julimont liegt ein Wald, der Foferenwald. In diesem Walde ist es nicht geheuer und ereignen sich darin gar wunderbare Dinge. Geht man durch ihn hindurch, so fällt es einem oft bleischwer auf die Glieder, daß man weder vor- noch rückwärts schreiten kann und die Füße minutenlang



Schw.Sagebuch-067 Flip arpa

an eine Stelle gefesselt sind. Ist dann die Angst auf das Höchste gestiegen, erschallt plötzlich ein Gelächter, das durch alle Tonarten höhnisch von Baum zu Baum wiederhallt . Dies soll von den Hexen herrühren, die in den vielen Eichen, welche dort herumstehen, wohnen und auf diese und noch andere Art ihr schadenfrohes und boshaftes Wesen kund geben.

Oftmals hört man auch, wie von diesem Walde ein wilder Lärm das Thal herab tönt und sich dann durch die Lüfte nach dem Julimont hinauf, nach der Nordseite hinzieht, wo der sogenannte Heidenstein liegt. Rüdengebell und Peitschenknall, das man ganz deutlich aus dem sonst verworrenen Geräusch heraus vernehmen kann, lassen außer Zweifel, daß dies die wüthende Jagd ist. Auch liegen dort viele Heiden begraben, welche an diesem Geisterspuck auch mit schuld sein mögen.

Hegen als Bewohnerinnen von Eichen ist eine im Volksglauben selten vorkommende Vorstellung und erinnert nicht weniger an die Dryaden der Griechen, als an den unter den Celten einheimischen Glauben an geisterbewohnte Bäume. Auch hier bestätigt sich die schon früher ausgesprochene Behauptung, daß sich an Oertlichkeiten, bedeutsam durch ihren Ruf als frühere Opferstätten, abergläubische Vorstellungen am längsten zu erhalten pflegen. Daß aber an der nördlichen Seite des Julimont, nach welcher hin obiger Sage nach das wilde Heer seinen geisterhaften Spuck am tollsten treibt, eine solche Opferstätte war, ist durch die dort herumliegenden erratischen Steinblöcke hinlänglich begründet, welche man als Menhirs oder heilige Steinsäulen betrachten kann, und offenbar war der in ihrer Mitte sich befindliche sogenannte Heidenstein der Altar dieses nach Jahn aus druidifch-celtischer Zeit stammenden Opferplatzes.Im Uebrigen vergl. die Erläuterung zum "Wütisheer" S. 37 —40.
Copyright: arpa, 2015.

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