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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


28. Von den Hexen und ihren Tanzplätzen.


Nach verschiedenen Mittheilungen.

An gewissen Stellen auf den Alpen ist oftmals das Gras in regelmäßigen Kreisen, die bald von größerem, bald von kleinerem Umfange sind, nicht selten ein bis anderthalb Fuß breit wie versengt und niedergetreten. Das, so geht die Sage, rührt von den Hexen her, welche hier ihre nächtlichen Reigen aufzuführen pflegen. Eine solche Stelle ist der sogenannte Hexentanz oder Simeler auf dem Rinderfeld bei Grindelwald. In der Mitte dieser Plätze erhebt sich gewöhnlich ein kleiner Erdhügel oder Stein, worauf das Licht steht, in dessen Schein die Strudeln oder Strüdeln, so nennt man die Hegen an den meisten Orten des berner Oberlandes, ihre Festlichkeiten begehen und sich der Genossenschaft des Teufels erfreuen. Auch am Hexensee, der nordöstlich am Faulhorn in einem kleinen Thale liegt und der nach ihnen seinen Namen führt, kommt der Teufel mit seinen Freunden und Freundinnen zusammen und vergnügt sich daselbst nach Herzenslust.

Von den Hexen oder Strüdeln erzähl man sich viel Böses. Sie sind es, die es dem Vieh anthun, daß es keine Milch gibt und abmagert, die Felder, Wiesen, Gärten und Alpen verhexen, daß sie unfruchtbar bleiben und in deren Macht es steht, daß die Menschen, alte und junge, in schwere Krankheit verfallen. Von ihnen und den bösen Geistern des Gebirges stammen auch jene ungesunden Winde her, die das Hinsterben der Kühe verursachen und die auch den Menschen tödtlich werden können. Die Hexen sind aber nicht an jedem Tage gleich mächtig. Am gefährlichsten sind sie an den sogenannten Unglückstagen, an welchen böse Kalanderzeichen



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herrschen, so z. B. am Mittwoch, weil, wie der berner Oberländer sagt, der Mittwoch eigentlich kein Tag ist, sondern nur die Mitte der Woche. Gegen die Hexen hat man jedoch ein sicheres Schutzmittel, aber nur ein einziges. ES ist dies das Nünhemmlere auch Allermannsharnisch genannt. Dies braucht man nur bei sich zu tragen oder über die Thüren der Häuser, Ställe und Sennhütten aufzuhängen und keine Hexe kann einem Etwas anhaben.

Eine Erläuterung der Hexen und des Hexenwesens sei auf eine spätere Gelegenheit verspart. In Bezug auf die sogenannten Simeler oder Hexentanzplätze sei hier nur noch bemerkt, daß in der Annahme, welche an solchen Stellen die Bewohner der Umgebung in früherer Zeit zu ihren sonntäglichen Tänzen, durch welche jene kreisförmige Niedertretung des Grases entstanden sein mag, zusammengekommen sein läßt, wohl die natürlichste Erklärung liegt. In Schottland, wo solche Kreise sehr häufig vorkommen, heißen sie Fairy- und Elves-Circles, eine Benennung, die in der Vorstellung von den nächtlichen Hexentänzen ein Ueberbleibsel des celtischen Glaubens an Elfen erblicken läßt, der sich, wie schon Seite 19 erwähnt, noch heute in alt-celtischen Ländern vorfindet.

Das Nünhemmlere, eine mit neun Häuten umschlossene Zwiebel einer Lauchart, von welchen es seinen Namen hat, ist das Allium Victorialis L. und kommt auf den untern Alpen vor. Von dem Glauben an Schutzmittel gegen das Einwirken böser Geister ebenfalls später.


Copyright: arpa, 2015.

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