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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


26. Das Goldsonnen auf der Schloßfluh bei Twann.


Jahn, der Kanton Bern deutschen Theils . . S. 77.

Am Bielersee ragt in der Nähe von Twann eine Felstlippe empor, welche die Schloßsluh benannt ist und eine Burgruine Sägt, für welche man keinen Namen weiß. Wer ein Fronfastentind, sieht dort zwischen den Ruinen an einer abschüssigen Stelle im lichten Sonnenschein oftmals ein weißes Tuch ausgebreitet, auf dem große runde Goldstücke zerstreut umher liegen. Schon Manchen hat ihr glänzender Schein verlockt, die steile Berghalde hinanzusteigen, gewiß aber war jedes Mal, kam man erhitzt und ermüdet an jener Stelle an, das Gold sammt dem Tuche verschwunden.

Die Sage vom Goldsonnen oder von verlockender Ausstellung von Schätzen, welche, wenn man sich nähert, verschwinden, bindet sich sehr häufig an alterthümliche Lokalitäten und wird gewöhnlich als das Werk des Teufels bezeichnet, der da zu bauten pflegt. Solche Stellen im Kanton Bern sind noch der Unghüren Hubel links an der alten Straße zwischen der Heiteren und der Süri bei Laupen und das Schloß zu Jegistorf. Ersterer ist ein römisch-celtischer Grabhügel, dessen Authentizität ausgegrabene Gerippe, römisch-celtisches Töpferwerk und metallene Alterthümer hinreichend bestätigt haben ' letzteres ist ein vormals herrschaftliches Schloß einige Stunden von Bern an der Straße nach Solothurn



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gelegen. Der Teufel, der dort seelenverlockend bald als Hase, bald als Fuchs herumstreicht, zeigt sich auch hier, wie auf der Petersinsel (s. No. 23), grüngekleidet; seltsamerweise führt er hier neben dem Namen der "Grüne" noch den Namen Lucifer von Beaumont. Offenbar verdankt die Sage vom Goldsonnen einerseits dem öfteren Auffinden von alterthümlichen Geldstücken an solchen Stätten, welche die Vorstellung von dort vergrabenen Schätzen erweckten, ihre Entstehung, andererseits mag derselben ein dunkles Gefühl von Abscheu zu Grunde liegen, das sich vor Lokalitäten, an welche sich heidnische Erinnerungen knüpfen, im Volke zu erhalten pflegt. Von Gerenstein, einer von den Bernern nach dem Siege im Jammerthale zerstörten Burg an der alten Straße von Bern nach Burgdorf, geht ebenfalls die Sage vom Goldsonnen.
Copyright: arpa, 2015.

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