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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


7. Geister von einem Kapuziner verbannt.


Mündliche Mittheilung.

Hinter Gsteig im Saaner Lande ist eine wüste, mit zahllosen Felsblöcken wild besäte Stelle, in den großen Steinen benannt; Ehemals hausten hier böse Geister. Lange Sehen sie ihr Unwesen, da kam endlich ein Kapuziner in jene Gegend, ber zu Salamanca das Geisterbannen gelernt hatte. Flehentlich gingen diesen die Bewohner von Gsteig an, daß er sie von der gefährlichen und unheimlichen Nachbarschaft befreie. Nach langem Zögern willigte der fremde Kapuziner in das Wagestück und begab sich nach der Stätte, von welcher er die Geister auf ewig verbannen sollte. Von einem Kalkfelsen herab begann er, seine Bannfirmeln, heilige Worte unb heilige Zeichen, den Geistern entgegen zu schleudern. Ihrer Macht aber waren sie nicht träftig genug; wild stürmten sie gegen den Felsen an, auf welchem der Beschwörer stand, und suchten mit aller Kraft ihm denselben unter den Füßen hinwegzureißen. Kaum daß der fromme Vater diesem Kampf Stand halten konnte; aber immer fester trat sein Fuß auf, tief in den Felsen sich bohrend, der unter ihm schon zu wanken begann — da noch eine Beschwörungsformel, die kräftigste von allen, und siehe, die Geister wichen für ewig. Der Fußeindruck des Paters aber ist heute noch auf jenem Felsen zu sehen.

In ältester Zeit gehörte das Bannen der Geister und die Ausübung anderer magischer Künste zu dem priesterlichen Amte der Druiden und Druidinnen. Nach dem Siege des Christenthums verpflanzte es sich auf die Geistlichkeit dieser Lehre, welche, wie es scheint, selbst hier und da an die Kraft ihrer Bannformeln zu glauben schien: denn daß Sixtus V.



Schw.Sagebuch-035 Flip arpa

im I, 1586 eine Bulle gegen die Magier und Astrologen erließ, geschah nicht, um die Geister aus den Banden des Aberglaubens zu befreien, sondern nur aus Furcht vor den magischen Wissenschaften. In späterer Zeit wurde das Geisterbannen auch von Hirten und dem Schinder ausgeübt.
Copyright: arpa, 2015.

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