Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

ARNOLD BUCHLI

Schweizer Legenden

GUTE SCHRIFTEN ZÜRICH 1967


1 GOTTSNAME

Es isch emol en arme Holzer gsi. Er isch no jung gsi, aber scho ghürotet und het es härzigs Büebli gha, und das und sy Frau sy ihm s Liebsten uf dr Wält gsi. Wenn er numen a se dänkt het, isch's ihm bi syr Armuet scho viel wöhler worde. Aber, was het au so ne Holzer sälbmol verdienet! Nit s Salz i d Suppe. Dr Schmalhans und dr Hättimeh sy eister bi ihm a dr Chost gsi, und das het em gar grüsli weh to, bsunders wäge sym Chind. Däm hätt er alls Guets möge zueha und rächt viel: aber wo neh und nit stähle?

Einisch, wo-n-er wider so ghocket isch und Plän gmacht het, chiopfet ihm ufs Mol Einen ufe Rügge; er isch ganz erchlüpft drob. Grad vorhär het er dänkt gha: Früecher het's albe no Härdmänndli ge, wo brave Lüüte ghulfe hei. Er het nüt anders gmeint, weder so eis heig ihn gmüpft. Aber nei, das isch en



Schweizer Legenden-088 Flip arpa

andere gsi: Läng und mager wie ne Schmalen im Heuet und isch au so voryne glampet i sym schwarze Chleid und het grad de Zilinderhuet abzoge, aß sys Hooggenasegsicht vüre cho isch, und seit ganz fründtli: «Nüt für unguet, gället? Dihr syd arm, Ma. 1 gsehn ech's a. Ig aber ha nume zviel Gäld. Do!» Er längt i Sack und bringt e ganzi Hampfele Näpi vüre und schüttlet sie im Holzer i Filzhuet. Dä, wo-n-er dä BrägelGuld gseht, meint nüt anders, weder er traumi. «Herjesis nei! Was dänket ihr au! Das darf i nit neh. 1 Gottsname, so viel Gäld für nüt und wider nüt.»

«Henu», macht dr Frörnd, «wenn's fit vergabe wotsch, so chönne mr jo öppis zäme handle.» Aber euse Ma schüttlet dr Chopf: was wött är z'handle ha, wo-n-er sälber nüt het! Do seit dr Frörnd: «Wüsset ihr was: Verchaufet mir das, wo dihr deheimen im Chunstegge heit!» Do mueß dr Holzer graduse lache. «Guet, dä Handel gfallt mr», seit er, «es sy doch nume Hudlen oder düri Öpfeischnitz dört.» «Mir glych», lachet dr ander au und wirft no ne Hampfele Näpi us. «Aber abgmacht! 1 drü J ohre chummen i's cho reiche.» «So will dr's uf d Syte tue», seit der Holzer.

«Adie!» het dr Frörnd no gseit und isch d Tannen uf ghülpet.

Dr Holzer isch abghocket, dr Filzhuet zwüsche de Beinen und het afo Guld zelle, 's het ihn dunkt, er chönn nie fertig wärde drmit. Und e Freud het er gha, er hätt grad möge tanze. 's erst, was er dänkt, isch: «Jetz will i nes Heimetli chaufe, und dr Bueb mueß mr e Buur ge.»

Norne Will isch ihm wider i Sinn cho, wie das von gange syg. E chlei kurlig isch's ihm doch vorcho, aß Ein für soviel Gäld e sättige dumme Handel machi. 's het ihn afo ploge: Was hesch ächt verchauft? Und nit lang, so isch's ihm scho, dä Handel chönn nUt guets syundsälb Frörnd kei rächte Händler. Yschcholt lauft's ihm dr Rüggen uf. Er packt zäme und springt dr Bärg ab, hei, chunnt i d Stube - und dört hocket sys Büebli im Chunsteggen und gfätterlet.

Em Holzer isch vor Schreck dr Huet us de Hände gfalle, aß s Guld übere ganz Bode wäg gchrügelet isch. Er sälber isch gstande wie ne Stei und totebleich. «1 Gottsname, was isch?»



Schweizer Legenden-089 Flip arpa

rüeft d Frau und het grad afo briegge. Aber s Büebli isch ab dr Chunst gumpet, a Boden abe, mitem Guld go reiflen und het die größti Freud gha. «Chumm mit mir i d Chuchi use, Frau!» het er drno gseit. Ihren isch's totenangst gsi. Ändtli het er's use brocht: «1 ha euse Bueb verchauft!» und vrzellt alls, wie's gangen isch. «Das isch dr Bös gsi! Jesis Maria! was hesch du gmacht! Was müeße mr jetz mache?» Keis het chönne rötige, 's ander tröste, und i däm Hüüsli isch 's so still gsi, as hätte sie nes Totnigs dinn.



***
Aber einisch i dr Nacht, wo di jungi Muetter wider zum Herrgott und aline Heilige hättet gha het, sie sölle doch hälfe, ihres Chind nit im Böse lo, chunnt's ren ufsmol i Chopf, sie wöll 's alls «i Gottsname» lehre, wie ihn Nane sie glehrt gha het. Das tüe's de sicher vorem Böse bsägne. Und so hei sie 's au gmacht, und das Büebli het das gly glehrt gha. «Gottsnamen ufstoh», het's gseit oder : «1 Gottsname wei mr afo.» Syg 's näume hi oder heig's öppis agfange, eister het's zerst: «1 Gottsname» gseit.

So sy die drü Johr vrby. 's Büebli isch gsund und zwäg gsi wie gwachsigs Holz und het scho gar aschicklig chönne handlangere. Sie hei das Büebli eister bi ne gha, d Muetter i dr Chuchi oder dr Vatter im Bärg, aß ömel jo eis vo ne drby syg, wenn der Bös jetz sött cho. Dr Vatter het eister gseit: «1 ha ne vrhandlet; mir chunnt er ihn au cho neh; lueget de, öb's nit so isch!»

Und er het rächt gha. Einisch eme Morge, sie hei grad welle afo holze, chunnt dr Frörnd d Tannen uf, tupfglichlig wie s erstmol. Do seit dr Vatter gleitig: «Lue, Büebli, das isch en jetz! Heb nume kei Angst, er cha dr nüt tue! Lue do, was dr mache!» Drno het er es Tannli gno und het's g'astet bis a die zwöi letzten Ästli ufe; 's isch jetz grad wie nes Chrütz gsi. «Nimm jetz das», seit dr Holzer gschwind zum Büebli. «Träg's eister schön i de Händen und lo's nit falle! Und wenn er seit: ,Wirf's furt!' tue's nit! Säg: ,Nei, i träge das i Gottsname'. Und lauf nume dys Wägs, lueg ne gar nit a! Dr Liebgott füehrt di scho as rächten Ort.»

Das het er ihm no alls chönne säge; aber drno isch dr Bös scho nähern Chind gstanden und het ihm dütet. Es het sys Chrüz ganz fest i de Hände treit und isch härzhaft gange. «Adie



Schweizer Legenden-090 Flip arpa

Vatter! rüeft's no. Dä het nume no ghört, wie dr Bös brummlet: «Wirf's wäg!» Drno isch's ihm schwarz vor den Auge worde.

Lang isch er am Bode näbem Ryswällehufe gläge, bis ne dr chalt Bärgluft gweckt het. Im Augeblick isch ihm alls wider i Sinn cho; aber sys Büebli isch niene meh gsi.

Wie nes agschoßnigs Wild isch er uf und drvo gsprungen und hei is Huus - und nimm a: dört isch sys Büebli wider im Chunsteggeli ghocket, ganz ergelsteret, s Chrüz no eister i de Händen, und het briegget, as hätt me's z'früeh usem Schlof gnoh. Es isch hei cho, 's het sälber nit gwüßt wie.

Ufern Chunstbänkli aber isch d'Muetter gchneulet und s luter Wasser isch 're über d'Backen abe gloffe. Der Vatter isch ganz süferli zuene düßelet und het sie i d Arme gno: «Briegget nümm; mr sy jo alli binander, Gott Lob und Dank!»


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt