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Die schönsten Sagen des Berner Oberlandes


Erzählt für Jung und Alt von


Otto Eberhard

Mit 54 Zeichnungen von Fritz Buchser

Hans Feuz-Verlag Bern /Leipzig


Die Apfelprobe

Ein Bursche aus dem Frutigtal, der in fremden Landen als Soldat gedient hatte, kehrte nach Jahren in sein Heimatdörfchen zurück. Sein Vater war inzwischen gestorben. Seine Mutter dagegen lebte noch. Sie war freilich Setzt alt und krank, doch glücklich darüber, den einzigen Sohn an ihrem Lebensabend noch um sich zu haben. Eines Morgens sprach sie zu ihm:

"Mein Sohn, meine Tage sind gezählt. Jeder nächste kann mich von deiner Seite rufen. Es ist Zeit, daß du dich nach einer tüchtigen Frau umsiehst. So hab ich denn auf heute abend drei Mädchen, die du alle wohl leiden magst, zu einem Imbiß ins Haus geladen. Setzt euch auf die Laube, esset und trinket und seid vergnügt. Nach dem Essen aber stellst du ihnen diesen Teller voll Aepfel als kühlende Nachspeise auf den Tisch, gibst gut acht, wie sie sich dazu anstellen und erzählst es mir genau. Aus all dem will ich ersehen, mit welcher von den dreien du glücklich sein wirst. z-

Der Sohn tat, wie ihm geheißen. Sie aßen und tranken und waren guter Dinge. Als die drei Mädchen ihm einen guten Abend gewünscht und gegangen waren, trat er zur Mutter.



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"So sage mir setzt ", sprach diese, "wie sich die drei verhalten haben , nachdem du ihnen die Aepfel angeboten.

Nun, Mutter ", begann der Sohn, das Elschen, nach meinem Gefühl etwas zu sehr aufgeputzt, schälte sie also hastig, daß die Hälfte des Fleisches an der Schale blieb. Das Lieschen dagegen, wie mir schien ein bißchen nachlässig angezogen, schlang alles gierig hinab, ohne lang zu schälen und zu wählen. Das Trudchen aber, bescheiden, , doch sauber gekleidet, griff freundlich dankend zu, schälte artig, was man in Ehren abschneiden mag, ass bedächtig und klappte den Mund nicht geräuschvoll auf und zu, wie die andern taten. Mich dünkte, sie hielt in allem trefflich die Mitte.

Antwortete die Mutter:

"Es ist gerade gegangen, mein Sohn, wie ich dachte. Auch mir hat das Trudchen am besten gefallen. Die wird einmal weder geizig noch verschwendrisch sein und auch sonst in allen Dingen wissen, was recht ist und sich schickt. So gehe denn hin und frage ihren Vater, und wenn du ihm als Schwiegersohn willkommen bist, dann biete seinem Töchterchen deine Hand an. Mit ihr wirst du glücklich sein. Dessen bin ich gewiß.

Der Sohn befolgte den Rat seiner klugen Mutter, heiratete das Trudchen und hatte es all seiner Lebtag nie zu bereuen.


Copyright: arpa, 2015.

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